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: Eine Prise Hoffnung aus der Wüste

Wer hätte das gedacht. Ein Jahr nach dem Amtsantritt Ariel Scharons ist Israel das vielleicht unsicherste Land der Erde geworden. Trotz des Einsatzes von schweren Waffen in den besetzten Gebieten bleibt der Widerstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzung ungebrochen.

Kommentar von ABDEL EL HUSSEINI

Und die Intifada ändert sprunghaft ihren anfangs vergleichsweise friedlichen Charakter. Aus dem Krieg der Steine wird ein gnadenloser Bombenkrieg. Trotz der dramatischen Eskalation bleibt Ariel Scharon sich treu, verspricht immer noch mehr militärische Härte und größere Unnachgiebigkeit. Doch diese Politik ist gescheitert. Scharon kann sein Wahlversprechen von Sicherheit für Israel nicht halten.

Langsam erwacht auch die Mehrheit der Israelis aus der Illusion eines Sieges über die Palästinenser. Das totgesagte Friedenslager formiert sich neu, es erreicht sogar Reservisten der israelischen Armee. Die Forderungen nach einer politischen Lösung im Sinne des Abzugs aus den besetzten Gebieten beginnen in Israel mehrheitsfähig zu werden. Das könnte die Nahost-Politik aus der Sackgasse führen.

Dieser Prozess muss jedoch von außen unterstützt werden. Dies setzt eine klare Ablehnung vor allem der EU der Unterdrückungspolitik der Regierung Scharon voraus. Die EU müsste weiter den Druck auf die USA erhöhen, Verantwortung für den Friedensprozess im Nahen Osten wahrzunehmen. Und: Die Europäer müssen einen Angriff der USA auf den Irak verhindern.

Europäer wie Amerikaner sollten ihre Haltung gegenüber den Palästinensern ändern. Es ist sinnlos, von Arafat zu verlangen, wozu er nicht in der Lage ist. Er ist zwar immer noch ein nationales Symbol, er kann aber zurzeit weder die Intifada kontrollieren noch die Gewalt eindämmen. Um den Zusammenbruch der palästinensischen Autonomiebehörde und ein folgendes politisches Vakuum zu verhindern, sind der Stopp der israelischen militärischen Aktionen und die Entsendung internationaler Beobachter dringend notwendig.

Schließlich sind die arabischen Länder aufgerufen, ihre Verantwortung wahrzunehmen. Die jüngsten Äußerungen des saudischen Kronprinzen Abdullah waren ermutigend. Er sprach sich erstmals für eine vollständige Normalisierung der Beziehungen der arabischen Welt zu Israel aus, wenn es sich aus den besetzten Gebieten zurückzieht und einen palästinensischen Staat akzeptiert. Eine Prise Hoffnung weht aus der Arabischen Wüste.