Stück im Stück im Stück

■ Versemmelte Witze sind am schönsten: Das Hildesheimer Theater Plan B zerpflückt im Stück HAHA! mit Genuss Pointen bis zur Unkenntlichkeit. Im Goldbek Haus

Über die Beschaffenheit von Humor lässt sich wohl so wenig streiten wie über Geschmack. So, wie mancher Nadelstreifen mit gepunktetem Schlips zu Paisley-Muster unschlagbar findet, können andere über Gunga-Comics oder Otto Waalkes lachen. Wann Menschen lachen und wann ihnen das Lachen vielleicht eher vergeht, erkundet das Theater Plan B aus Hildesheim in ihrer zu Hause erfolgreichen Produktion HAHA!. Damit gastieren sie ab heute erstmalig in Hamburg, im Goldbek Haus. Unter ihrem anderen Namen, Fata Morgana, sind sie jedoch auch hier eine bekannte Größe. Kürzlich zeigten sie im Stadtteilzentrum MOTTE Pettersson und Findus – nur eines der erfolgreichen Stücke des 1985 gegründeten Kindertheaters.

Mitte der 90er kamen dann Produktionen für Erwachsene dazu, was zu einigem Wirrwarr mit dem Namen führte. Der nämlich war längst als Etikett für Kindertheater gebucht. So einigten sich Karl-Heinz Ahlers, Thomas Esser und Hartmut Fliegen, der Kern des Ensembles, auf den Ensemblenamen Plan B: neuer Name für neue Stü-cke. Auch wenn die Fata Morgana Productions ihren Sitz in Hildesheim haben und dort regelmäßig mit dem Stadttheater zusammenarbeiten, wollen die Akteure das Produzieren gerne nach Hamburg verlegen. Vor allem aber sollen die Plan B-Stücke – bislang drei an der Zahl – sukzessive dem Hamburger Publikum vorgestellt werden.

Den Anfang macht HAHA!. Seit seiner Uraufführung 1998 hat es nichts an Aktualität eingebüßt, meint Schauspieler Thomas Esser. Dies betrifft zum einen den Inhalt: Comedy erfreut ja nach wie vor die Gemüter und ist immer eine Auseinandersetzung über die Grenzen des guten Geschmacks wert. Plan B ist besonders am Ausloten des Phänomens Witz gelegen.

Auch formal verstehen Plan B ihre Produktion noch immer als taufrisch, wie Esser erklärt: „In HAHA! brechen wir Bühnen- und Theaterkonventionen auf. Rollen werden in den selbst geschriebenen Stücken nur anzitiert. Wir spielen, dass wir spielen, und bringen so immer wieder Metaebenen mit hi-nein.“ Das Ensemble redet sich während der Aufführung etwa konsequent mit Vornamen an und diskutiert den äußeren Rahmen wie die Qualität des Stückes oder die Geschichte des Bühnenbildes. Die Witze entfalten sich in ihrer ganzen Dimension erst durch die Erklärung, meint Esser. Was im ersten Moment eher nach einem daneben gegangenen Witz klingt, der durch Erläuterungen nur noch blöder wird, soll sich als wahrer Reißer entpuppen: Genau auf die „versemmelten Pointen“ stürzt sich HAHA! und zerpflückt sie. Sogar eine Dip-lomarbeit existiert zu dem Stück. So hält die Aufführung am Samstag denn auch eine weitere Metaebene parat: eine Lesung mit Auszügen aus der Arbeit. Liv Heidbüchel

Premiere: Donnerstag, 28. 2., Goldbek Haus, 20 Uhr; weitere Vorstellungen: Freitag, 1. 3., bis Sonntag, 3. 3.., jeweils 20 Uhr