Brandanschlag auf Hindus

Indische Muslime zünden Waggons eines Zuges mit Hindu-Fundamentalisten an

NEU DELHI dpa/ap ■ Bei einem Brandanschlag auf einen Zug mit Hindu-Fundamentalisten an Bord sind gestern in Nordwestindien mindestens 55 Menschen getötet worden. Aufgebrachte Muslime hatten den Zug im Unionsstaat Gujarat zunächst mit Steinen beworfen, dann aber vier Waggons in Brand gesetzt. Noch nach Stunden stieg Rauch aus den Wagen auf. Ein Behördensprecher erklärte, in den Waggons hätten etwa 75 Menschen gesessen. Die Zahl der Opfer könne noch steigen. Ein Augenzeuge sprach von mehr als 2.000 Angreifern, andere von etwa 100.

Die Muslime attackierten den Zug, als dieser gerade den Bahnhof von Godhra verlassen wollte. Die Opfer gehörten nach Angaben der Behörden zu dem nationalistischen Welt-Hindu-Rat (VHP) und waren auf dem Rückweg von einer religiösen Veranstaltung in Ayodhya. Die Organisation setzt sich dort für den Bau eines Tempels an der Stelle einer niedergerissenen Moschee ein. Die Zerstörung der Moschee durch militante Hindus 1992 hatte blutige Unruhen zur Folge; mindestens 2.000 Menschen wurden damals getötet.

Die Spannungen zwischen Muslimen und Hindus haben in den letzten Wochen wieder zugenommen. Mehr als 20.000 Menschen versammelten sich in Ayodhya, seit der Rat bekannt gegeben hatte, er werde ein gerichtlich verhängtes Verbot ignorieren und bis zum 15. März mit dem Bau des Tempels beginnen. Der indische Ministerpräsident Vajpayee verurteilte den Angriff und bat den Hindu-Rat, für den Frieden auf den Bau des Tempels zu verzichten. Den Behörden von Gujaret zufolge sei die Polizei verstärkt worden und habe die Erlaubnis erhalten, auf Randalierer zu schießen.