ana palacio, spanien, konservative

Frau mit Schlamm an den Füßen

Fast allein unter Männern, und dann auch noch unbekannt. Die Vertreterin der spanischen Regierung im Konvent und in dessen Präsidium, Ana Palacio, nimmt es gelassen. „Der spanische Regierungschef José María Aznar hat eine Person ausgesucht, die die europäische Baustelle sehr gut kennt. Mit Schlamm an den Füßen und nicht auf den weichen Teppichen der abstrakten Debatten“, erklärt die 52-jährige Konservative selbstbewusst.

Die Ernennung der anderen Delegierten entspreche den alten diplomatischen Gepflogenheiten. Doch der Konvent sei etwas ganz Neues. „Das Verständnis von Grenzen hat sich verändert und auch die Subjekte, die Recht schaffen.“ So sei Aznars Wahl auf sie gefallen.

Obwohl die spanische Opposition die Ernennung der Rechtsanwältin kritisiert, kann die Schwester der EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio auf breite europäische Sachkenntnis verweisen. Sie sitzt seit 1994 für die spanische Volkspartei im Europaparlament und leitet seit kurzem dessen Innenausschuss. „Die Erweiterung wird mehr Chancen bringen als Probleme“, meint Palacio. Und verteidigt deshalb eine Erhöhung des EU-Haushalts. „Wenn wir dieses Thema im Konvent nicht aufgreifen, verfälschen wir die Debatte. Wenn wir mehr Europa wollen, müssen wir den Haushalt überarbeiten.“ Palacio weiß, dass viele aus dem Norden ihre Zahlungen an Brüssel eher verringern wollen. Als Vertreterin des größten Nettoempfängers der EU wird sie alles tun, um dies zu verhindern. REINER WANDLER