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: Nur zur Deko

„Pagen in der Traumfabrik“ (23.00 Uhr, WDR)

„Wie heißt Du denn, du kleiner Othello?“. Der farbige Hotelpage im deutschen Spielfilm „Zentrale Rio“ von 1939 passt gut ins Bild, auch lange nach der Kolonialzeit: Schwarze waren damals eine hübsche exotische Kulisse und kamen daher nie über den Komparsenstatus hinaus.

Während des Zweiten Weltkriegs spitzte sich die Rolle der Schwarzen dramatisch zu: Kein geringerer als Heinz Rühmann alias „Quax in Fahrt“ begrüßt einen afrikanischen Stamm mit „Die kenn ich doch aus dem Zoo!“ und verscheucht anschließend die afrikanischen Darsteller – größtenteils Kriegsgefangene – mit seinem Flugzeug.

Durch die 45-minütige Dokumentation von Annette von Wangenheim führen vier ehemalige Komparsen, deren Erzählungen aber noch einen anderen Punkt in den Fokus rücken: ihre eigene Lebensgeschichte während des Dritten Reichs. Die Schilderung der rechtlichen und sozialen Situation der offensichtlichen „Nichtarier“ gerade auch außerhalb des Babelsberger Filmgeländes, hat nicht nur die Komparsen geprägt, sondern auch der WDR-Dokumentation eine andere Richtung gegeben, als der Titel verspricht. Streckenweise tritt das Thema „Film“ inhaltlich und bildlich ganz in den Hintergrund – spätestens dann, wenn die Zeitzeugen mit unsicherer Stimme zu erklären versuchen, wie sie das Dritte Reich überleben konnten. Im Verhältnis dazu, nimmt sich die dennoch gewichtige Beschwerde über den Missbrauch als Vorzeige-Untermenschen im Film gering aus – ein dramaturgischer Fehler: Denn das, was in Streifen unter Nazi-Regie und mit afrikanischen Kriegsgefangenen gemacht wurde, ist menschenverachtend. Dazu hätte der Doku aber mehr Stringenz gut getan. Es wird viel Material aus dem Alltag präsentiert, eben das, was die Zeitzeugen durch ihre Berichte vorgeben – persönlich näher kommt die Autorin ihren vier Hauptdarstellern aber kaum. Nicht zuletzt durch die immer gleiche statische Einstellung, in der sie vor einer nichtssagenden Kinosaalkulisse gezeigt werden. Die wohlige Sprecherstimme von Otto Sander und die typische 20er-Jahre Filmmusik verleiht der Doku obendrein einen Erzählsingsang, der dem ernsten Thema eher abträglich ist. MM