„Wir liegen Lichtjahre auseinander“

■ Die Windkraft boomt seit Jahren. Der Streit darüber tobt nach wie vor

Jahr für Jahr kommt in Deutschland mehr Strom aus Windkraftanlagen. Das Energie-Einspeisegesetz, das für den Boom bei den erneuerbaren Energien mit verantwortlich ist, gilt inzwischen als europaweites Vorbild. Und die Windkraft ist auf dem besten Weg, sich zum Exportschlager zu entwickeln. Allgemein anerkannt ist die luftige Form der Stromerzeugung damit noch lange nicht. Das wurde gestern auf der Abschlussdiskussion einer Windkraft-Fach-Tagung im Bremer Marriot Hotel deutlich.

„Selbst Ölkonzerne sehen inzwischen, dass wir in Zukunft keinen anderen Ausweg haben, als den der erneuerbaren Energien“, warf dort Carlo Reeker, der Geschäftsführer des Bundesverbandes Windenergie, ins Feld. Denn nicht nur die begrenzten fossilen Ressourcen, sondern auch die untragbare Umweltbelastung zwängen dazu, andere Formen der Energieerzeugung einzuführen und den Stromverbrauch an sich zu reduzieren. Den Vertreter des Bundesverbandes Landschaftsschutz, einem Lobby-Verband der Windkraftgegner, focht das nicht an. Er forderte stattdessen die „Novellierung des unglücklichen Energie-Einspeisegesetzes (EEG), das den ganzen Unsinn erst in Gang gebracht hat.“ Reduzierung der Treibhausgase? Reeker meint: „Wenn das denn nötig ist.“

Felix Becker, für die FDP im Umweltausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags, kritisierte das Einspeisegesetz als eine „gigantische Subvention“. In Nordrhein-Westfalen wehe zudem nur eine von vier Stunden genug Wind. Becker folgert: „Windkraft ist keine geeignete Form der Energieerzeugung.“ Ein Vertreter von RWE, der dafür plädierte, herkömmliche Kraftwerke effizienter zu machen anstatt das Geld in Windkraftanlagen zu stecken, brachte den Geschäftsführer der Fördergesellschaft Windenergie in Schleswig-Holstein in Rage. „Das verschiebt das Problem des Treibhauseffektes doch nur um anderthalb Generationen“, regte sich Detlef Matthiessen auf. Und konstatierte ernüchtert: „Wir liegen Lichtjahre auseinander.“ hoi