vorlauf
: Die atemlos nach Freiheit hechelt

„Mama Africa“

(3sat, 22.25 Uhr)

Berühmt wurde sie durch ihre Klicklaute und jenes atemlose rhythmische Hecheln, das kein Vergessen zulässt. Weltweit schwärmen Jazzliebhaber von Miriam Makeba, dieser kraftvollen Frau, die mit zärtlich-rebellischem Sound die schwarze Befreiungsbewegung unaufhaltsam vorantrieb. Heute feiert sie ihren 70. Geburtstag.

Melissa Raimes Film ist ein sensibles Porträt und zugleich ein detailgenauer Rückblick in die Geschichte der Bewegung. Makebas Vita ist vom Kampf gegen die Apartheit in Südafrika nicht zu trennen. Dies macht der Film auf teils sehr poetische, teils dokumentarisch präzise Erzählweise deutlich. Wo immer Makeba auftrat, besang sie mit ihrer warmen, vollen Stimme den mutigen Kampf für die Freiheitsrechte der schwarze Frauen. „Wer sich mit einer Frau anlegt, beißt auf Granit“, heißt es in einem ihrer Lieder. Der Film schildert die Geschichte dahinter: Schwarze Frauen marschierten nach Pretoria, um gegen das Passgesetz zu demonstrieren, das die Bewohner der Townships noch leichter als bisher kontrollierbar machen sollte. Die Filmemacherin gewährt anhand von Archivbildern und Aussagen von Zeitzeugen einen Einblick in die Lebensverhältnisse der Townships, in denen Makeba ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Die Sängerin Abigail Kubeka berichtet etwa von jenen „Gangstern“, die stets in Begleitung schöner Frauen gesehen werden wollten. Diese hätten bisweilen in die Rolle der Krankenschwester schlüpfen müssen – die jungen Männer verletzten sich häufig bei gewalttätigen Auseinandersetzungen. Allerdings, und das rechnen Jazzerinnen wie Makeba und Kubeka ihnen hoch an, interessierten sich die Halbstarken für die Musik der schwarzen Befreiungsbewegung. Dennoch romantisiert der Film die Verhältnisse keineswegs: „Ob man den Typen haben wollte oder nicht – wenn der einen haben wollte, hatte man keine andere Wahl“, konstatiert Makeba.

Für Fans hält 3sat noch einen Nachschlag bereit: Kommenden Freitag, 8. März, um 1.15 Uhr, zum Ausklang des Internationalen Frauentags, ist Miriam Makeba noch einmal bei den „Leverkusener Jazztagen 2000“ zu sehen. GITTA DÜPERTHAL