piwik no script img

UNO versorgt Hungeropfer in Simbabwe

UN-Welternährungsprogramm WFP beginnt mit Verteilungen in besonders von Unterernährung betroffenen Gebieten. Wünsche der Regierung, die Hilfsgüter selbst zu verteilen und als Wahlkampfmittel zu verwenden, wurden abgewehrt

JOHANNESBURG taz ■ In vielen ärmeren Haushalten in Simbabwe fehlt in dieser Zeit bei den Mahlzeiten das beliebte „Sadza“, ein Brei aus Maismehl. In Gwanda im Süden des Landes ernährt sich Teresa Lusingas Familie von Baumfrüchten und Beeren. Auch Mopane-Würmer, die traditionell als getrocknete Raupen gegessen werden, pflückt sie jetzt von den Bäumen. „Morgens trinken wir nur schwarzen Tee. Brot und Reis sind zu teuer geworden“, sagt sie.

Seit wenigen Tagen allerdings ist Teresa heilfroh: Das UN-Welternährungsprogramm WFP liefert seit Ende Februar Rationen mit Maismehl, Bohnen, Öl und Erdnüssen. Gwanda in Südmatabeleland und Hwange im nördlichen Matabeleland sind die ersten Verteilungsorte.

Bereits im November 2001 drohte eine Hungersnot in den südlichen, westlichen und hohen nördlichen Regionen Simbabwes. Zähe Verhandlungen der UNO mit der Regierung und ausländischen Geldgebern setzten ein. Damals kündigte Präsident Robert Mugabe an, Hilfslieferungen lediglich durch die Regierung verteilen zu lassen – eine geeignete Methode, um sich bei der anstehenden Präsidentschaftswahl die Stimmen der Hungrigen zu kaufen. Jetzt sei die Regierung jedoch nicht an der Verteilung beteiligt, erklärt Anna Shotton, WFP-Leiterin in Simbabwe. „Es ist ein Vertrag unterzeichnet worden“, sagt sie. „Demnach haben zwei ausländische und zwei regionale Nichtregierungsorganisationen diese Aufgabe übernommen.“

30 Prozent der von Gebern beantragten 60 Millionen US-Dollar für die Lieferungen seien bisher genehmigt worden, sagt Shotton. „Das ist gut, denn wir stehen erst am Anfang des 12-monatigen Nothilfeprogramms.“ Hauptsponsoren sind die britische Regierung und Usaid. Bisher habe das WFP aus eigener Tasche 6.160 Tonnen Nahrung finanziert.

Etwa 250 Tonnen Maismehl aus Südafrika sind nach WFP-Angaben bereits nach Simbabwe gebracht worden. Doch benötigt werden 117.000 Tonnen für 500.000 Menschen in 19 der 57 Landesdistrikte. Besonders für Kinder wird Aufbaunahrung benötigt.

Früher war Simbabwe stets ein Land mit Nahrungsmittelüberschüssen. Aber die Maisproduktion auf Simbabwes Farmen ist letztes Jahr wegen der Landnahme durch Präsident Mugabes gewaltsame Landreform von 1,8 Millionen auf 1,4 Millionen Tonnen gesunken.

„Seit der Nachschub an Lebensmitteln knapper wird, ist Hunger für tausende die tägliche Realität“, sagt Pierre Saillez, Leiter des WFP-Büros für die ländlichen Regionen in Simbabwe. In Geschäften sind Grundnahrungsmittel wie Maismehl, Öl und frische Milch ausgegangen, und die Preise sind raketenartig in die Höhe geschnellt. Nicht nur Misswirtschaft ist der Grund für die Notlage, auch eine lange Dürreperiode und Fluten im vergangenen Jahr trugen zur Katastrophe bei. „Der Süden Simbabwes ist von jeher ein chronisch unterentwickeltes Gebiet“, sagt WFP-Leiterin Shotton.

Während der Wahlen am 9. und 10. März und der darauf folgenden Woche wird die Verteilung der Nahrungsmittel gestoppt, um die politische Entwicklung abzuwarten. „Wir hoffen, die Situation ist stabil“, so Shotton. Im April und Mai wird die nächste Ernte erwartet. Danach fällt die Entscheidung, ob das WFP länger als bis Ende des geplanten Programms im November dieses Jahres im Land bleiben wird.

MARTINA SCHWIKOWSKI

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen