Erste deutsche Tote in Kabul

Schwere Explosion auf einem Munitionsplatz tötet zwei deutsche und drei dänische Soldaten. Generalinspekteur Kujat spricht von einem „tragischen Unfall“. Kanzler Schröder tief betroffen

BERLIN taz ■ Zwei deutsche und drei dänische Soldaten sind bei einer schweren Explosion auf einem Sprengplatz in der Nähe von Kabul ums Leben gekommen. Wie Generalinspekteur Harald Kujat am Mittwoch in Berlin mitteilte, wurden acht weitere Soldaten der internationalen Schutztruppe zum Teil schwer verletzt. „Es handelt sich um einen tragischen Unfall“, sagte Kujat den Journalisten. „Ich bitte Sie dringend, jede Spekulation zu vermeiden.“

Nach Kujats Angaben passierte der Unfall bei der Entschärfung von Boden-Luft-Raketen russischer Bauart. Sie seien aus bislang unbekannter Ursache vorzeitig detoniert. Die Angehörigen der deutschen Opfer wurden parallel zur laufenden Kujat-Pressekonferenz benachrichtigt – ein Hinweis darauf, wie ernst das Verteidigungsministerium den Vorwurf nimmt, eine restriktive Informationspolitik über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zu betreiben. Verteidigungsminister Rudolf Scharping brach seine Reise nach Dschibuti ab und kehrte nach Berlin zurück.

Bundeskanzler Gerhard Schröder zeigte sich über den Tod der Soldaten tief betroffen. Er sprach den Familien der getöteten deutschen und dänischen Armeeangehörigen sein Mitgefühl aus. Schröder lehnte es ab, angesichts des „tragischen Unfalls“, der nichts mit Kampfhandlungen zu tun habe, über andere Einsätze deutscher Soldaten in Afghanistan Auskunft zu geben. Als ein Journalist eine Frage zum Spendenskandal der Kölner SPD stellte, brach Schröder die Pressekonferenz im Kanzleramt mit den Worten ab: „Ich habe zurzeit andere Sorgen.“ Angesichts des Unfalls forderte die PDS als einzige Partei eine rückhaltlose Aufklärung über den Anteil der Bundeswehr im Afghanistankrieg. Sie forderte den Bundestag auf, sein Mandat für den Afghanistan-Einsatz zurückzunehmen.

Die Bundesregierung hat unterdessen auf die öffentliche Kritik an ihrer Informationspolitik reagiert. Gerhard Schröder wird alle Vorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien und ihrer Fraktionen am Montag über den Einsatz deutscher Truppen in Afghanistan informieren. Auch die PDS erhielt eine förmliche Einladung aus dem Kanzleramt. Das ist das erste Informationsgespräch des Kanzlers mit allen Partei- und Fraktionschefs seit über zwei Monaten. Scharping will am Freitag außerdem die Obleute der Fraktionen im Auswärtigen und im Verteidigungsausschuss informieren.

JENS KÖNIG

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