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standbildFlurgespräch

„Gabi Bauer“ (Di, 23.30 Uhr, ARD)

Weil sie gaaanz anders sein sollte als andere Talkshows, begann Gabi Bauer ihre neue Sendung im Flur. Sonderte ein paar Sätze zur vorangegangenen Fußballübertragung ab und fragte schließlich den neben ihr stehenden Otto Schily: „Wollen wir ins Studio gehen?“

Weil diese Sendung anders sein sollte als andere Talkshows, hatte die Redaktion was Besonderes vorbereitet: Einspielfilme, präsentiert auf der dem Zuschauer zugewandten Fläche des Schreibtischs, an dem sich die beiden Gesprächspartner gegenübersaßen. „Hübsch gemacht, muss ich Ihnen ein Kompliment machen“, befand Otto Schily. Und Gabi Bauer bedankte sich für die freundlichen Worte: „Das ist sehr nett.“ Dann spielte die Regie den ersten Beitrag ein, produziert von der Küppersbusch-Firma probono, aber leider weder lustig noch provokant, sondern ein müder Abklatsch der „ZAK“-Witzbeiträge: Äußerungen des Ministers zu Law and order, zusammenmontiert mit Ausschnitten aus „High Noon“. Bauer lachte herzlich, Schily verzog keine Miene.

Nicht anders beim zweiten Film, weshalb sich die Regie entschloss, beim dritten Einspieler zum Vollbild zu wechseln, sodass der Zuschauer nun nicht mehr die amüsierte Gastgeberin und den unamüsierten Gast sehen musste. Gabi Bauer arbeitete indes brav ihren Fragenkatalog ab – mit typisch journalistisch-unpersönlichen Formulierungen: „Die Union wirft Ihnen vor …“, „Manche behaupten …“ und „Da gibt’s viele Menschen, die sagen: Otto, wie hast du dich verändert!“

Der Otto schien zwar zunächst verwundert darüber, wie wenig er hier in die Zange genommen wurde, nutzte jedoch die gesammelten Steilvorlagen und antwortete hemmungslos. Wenn Gabi Bauer nicht gerade vergeblich versuchte, Schily mit einer Zwischenfrage das Wort abzuschneiden, begnügte sie sich damit, ihrem Gegenüber beizupflichten. In der Tat hebt sich diese neue Talkshow von anderen Formaten ab: Gabi Bauer trägt noch weniger zur Meinungsbildung bei als ihre „Tagesthemen“-Vorgängerin Christiansen und entlockt ihrem Gast noch weniger Neues als Kerner. Aber immerhin wird man auf dem Flur abgeholt.

ALEXANDER KÜHN

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