„Ich möchte in die vorderste Front“

■ Basketball-Manager Holtkötter im Interview: Der Aufstieg ist überlebenswichtig. Wenn der nicht geschafft wird, ist der Profibetrieb ernsthaft in Gefahr

Jens Holtkötter (42), Vorsitzender des BCJ Hamburg, ist der Macher der Tigers. Doch wegen alljährlicher finanzieller Turbulenzen und vielen leeren Versprechungen, wird der Mäzen von der Presse auch schon mal als „absolutistischer Herrscher“ und „Lügner“ tituliert. Dabei hat der Tabellenerste fünf Spiele vor Saisonende vor dem heutigen Derby bei Rist Wedel (20 Uhr Steinberghalle) die erste Bundesliga fest im Visier – auch wenn seit einer Woche das Insolvenzverfahren gegen den Verein läuft. Dank Holtkötters Privatinvestoren-Coup kann diese chaotische Saison aber nun zu Ende gespielt und mit dem Aufstieg gekrönt werden.

taz: Sie haben mal gesagt, „ich habe mir diesen Job nicht ausgesucht“. Wurden Sie gezwungen?

Jens Holtkötter: Ich habe mich zum Vorsitzenden wählen lassen müssen, weil kein anderer dazu bereit war. Ich sehe meine Aufgabe aber nicht darin einen Verein zu führen, sondern mich um die Belange der Profis zu kümmern. Ich möchte raus in die vorderste Front.

Ihre Firma Ballyhoo ist wie der BCJ pleite. Sie haben rund drei Millionen private Euro in die Tigers gepumpt...

Die Tigers sind mein Baby, da hängt mein Herz dran. Ich will mir selber beweisen, dass erfolgreicher Erstliga-Basketball in Hamburg möglich ist.

Ist der Aufstieg wirklich die finanzielle Rettung?

Steigen wir nicht auf, ist der Profibetrieb beim BCJ mehr als gefährdet. Steigen wir auf, werden wir unsere finanziellen Sorgen beseitigen können.

Aber ist Ihre Person nicht schon ein rotes Tuch für potenzielle Hauptsponsoren?

Sicherlich sind wir durch die schlechte Presse in unseren Verhandlungsmöglichkeiten diskreditiert worden. Sponsoren haben da schon mal gesagt: Nee, jetzt im Moment nicht. Optimistisch stimmen mich die guten und konkreten Vorgespräche mit über 20 Unternehmen. Und wenn wir dieses verdammte Sponsor-Paket verkaufen könnten, wäre das ein guter Anfang.

Waren Sie nun der anonyme Spender der überfälligen Spieler- und Trainergehälter im November?

Ja, ja, das war ich. Es hätte nicht gut geklungen, wenn es hieße: Jens Holtkötter hat mal wieder bezahlt.

Trotz dieses Theaters sind die Tigers seit Monaten Tabellenerster. Überrascht über die Loyalität auf dem Spielfeld?

Nein, die Spieler haben immer ihr Geld erhalten, wenn auch zwei oder dreimal verspätet. Die Solidarität kam nach dem Sieg in Bremerhaven kurz vor Weihnachten. Alle sind sie zu mir auf die Tribüne gelaufen und haben gesagt: So, du machst deinen Job, wir machen unseren.

Das Happy-End ist nun greifbar nah. Und ins Gefängnis wegen angeblicher finanzieller Unregelmäßigkeiten müssen Sie auch nicht.

Eine Frechheit, das war eine Kampagne, um meinen Namen zu beschädigen – und weil in der Schlagzeile nur „Muss Holtkötter in den Knast?“ stand, riefen ständig Leute bei meinem Vater und Onkel an, um zu erfahren, was denn bloß passiert sei. Fragen: Mike Liem