Geschichten aus dem Falttag

Kleines Rad ganz groß. Obwohl Faltradfahrer im Stadtverkehr meistens die Nase vorn haben, hängt den praktischen Minis noch immer das Image von Opas Klapprad an – zu Unrecht. Wichtig beim Kauf: Die Funktionalität muss stimmen

Falträder fristen ein Nischendasein. Nach Aussage von Experten teilen sich noch nicht mal zehn Hersteller einen Markt, der gemessen an der Zahl aller verkauften Velos im Promillebereich anzusiedeln ist.

Und noch immer genießen die Winzlinge den Ruf von Opas Klapprädern: schwer, unhandlich, klapprig. Dass sie mittlerweile zu vollwertigen Fahrrädern herangewachsen sind – selbst auf Alpenpässen gehören sie inzwischen zum Straßenbild –, wird von der Masse der Fahrradfahrer kaum wahrgenommen.

Auch die Auszeichnung des Brompton – des auch heute noch immer am kleinsten und am schnellsten zu schrumpfenden Falters – zum ADFC-Fahrrad des Jahres 1997 hat die Verkaufzahlen kaum in die Höhe schnellen lassen.

Dabei werden den Falträdern gerade im Alltagseinsatz unschätzbare Vorteile nachgesagt. Etwa auf dem Weg zur Arbeit: Man schnappt sich seinen Falter, radelt zur nächsten Haltestelle, klipp, klapp, Haube drüber – und schon fährt das Rad in Bus oder Bahn als kostenloses Handgepäck mit. An der Zielhaltestelle der gleiche Handgriff: Klipp, klapp – und schnell die letzten paar Kilometer am Stau vorbei zum Dienst geradelt.

Auch wer die gesamte Strecke mit dem Winzling zurücklegt, ist dank der Agilität moderner Falträder im Berufsverkehr spürbar schneller als so mancher mit „normalem“ Velo. Regengüsse sind Fahrradfahrers Liebling, gibt es doch nichts Schöneres, als klitschnass im Büro anzukommen. Der Faltradfahrer macht klipp, klapp, Haube drüber – und schon sitzt er im nächsten Bus oder Taxi.

Fahrradschloss vergessen, aber ein wichtiger Brief muss noch unbedingt am Postschalter abgegeben werden? Mit jedem anderen Rad ein Problem, mit dem Falter hat man keins.

Doch in Wirklichkeit ist das alles nur machbar, wenn die Funktionalität stimmt. Beim Falten darf nichts abknicken, klemmen oder kratzen. Nur wenige Handgriffe sollten reichen, um das Velo zu schrumpfen. Fünfzehn Sekunden sollten genügen. Im Übrigen sollte nichts überstehen, hilfreich sind spezielle Faltpedale.

Auch bei den teureren Faltern trennt sich hier schnell die Spreu vom Weizen. Wem beim Faltvorgang schon einmal die Kette runtergefallen ist und deswegen mit ölverschmierten Fingern zum Dienst erscheinen musste, wird schnell die Lust an Faltfahrrädern verlieren. Aber zum Glück gibt es auch absolut zuverlässige Modelle. Fahrradkonstruktionen hingegen, die in mehrere Einzelteile zerlegt werden müssen, gelten nicht als alltagstaugliches Faltrad.

Unverzichtbar ist die Haube, ein Überzug, der das Velo vollständig bedeckt. Nur so ist ein kostenloser und vor allem stressfreier Transport in öffentlichen Verkehrsmitteln gewährleistet. Auch Taxifahrer stimmt man beim Anblick eines Überzuges milde.

Für die Stadt reicht eine Dreigang-Nabenschaltung. Wer längere Touren mit dem Faltrad plant, sollte allerdings auf einen größeren Übersetzungsbereich achten. WOLFGANG A. LEIDIGKEIT