Familie im Nazi-Visier

Seit Monaten leidet eine türkische Familie unter rechten Drohungen. Die zuständige Polizei stößt an ihre Grenzen

BERLIN taz ■ Eine türkische Familie in Basdorf (Brandenburg) leidet seit Monaten unter ausländerfeindlichen Übergriffen. Am Sonntag versuchten Unbekannte, in ihr Haus einzubrechen.

Über zehn Anzeigen haben der türkische Vater und die deutsche Mutter schon aufgegeben, seitdem sie mit ihren sechs Kindern im August nach Basdorf nördlich von Berlin umgezogen sind. Gestern musste die Familie wieder Anzeige erstatten, weil Sonntagnacht Unbekannte versucht hatten, die Fensterrollläden hochzudrücken. Die Polizei kennt die Familie mittlerweile gut. „Das ist ein furchtbarer Ausnahmefall, ich habe noch nie so eine Serie von ausländerfeindlichen Übergriffen auf eine Familie erlebt“, sagt Toralf Reinhardt, Polizeisprecher in Eberswalde.

Im September wurde Familie C. zum ersten Mal bedroht. Im Haus hörten die Kinder (10 bis 18 Jahre), wie rechte Jugendliche vor dem Grundstück riefen: „Wir holen Hammernazis aus Berlin, die kümmern sich um euch!“ Die 39-jährige Mutter Martina C. ging zum ersten Mal zur Polizei und erstattete Anzeige. Es folgten weitere Übergriffe: Hakenkreuze wurden in die Motorhaube geritzt, Silvesterknaller flogen in den Garten, Drohbriefe lagen im Briefkasten.

Teilweise wurden die Täter ermittelt und Verfahren bei der Staatsanwaltschaft eingeleitet. Doch die Vorfälle nehmen bis jetzt kein Ende. Die Polizei fährt zwar verstärkt Streife, aber sie kann nicht rund um die Uhr da sein. „Wir kriegen die Lage nicht in den Griff, weil das nie schwere Straftaten sind“, sagt Polizeisprecher Reinhardt.

Im April soll eine Gesprächsrunde mit Nachbarn, Schülern, Lehrern und der Bürgermeisterin stattfinden. Die Einwohner sollen für das Problem sensibilisiert werden. Bereits im November hatte die Polizei so eine Aktion veranstaltet – einen Monat lang hatte die Familie Ruhe gehabt. NICOLE JANZ