Reinigungsstress für Ölvögel

■ Experten aus den USA trainieren in St. Peter-Ording deutsche Naturschützer im Waschen verölter Seevögel

Der Internationale Tierschutzfonds (IFAW) will die Behandlung verölter Seevögel verbessern. Die Organisation hat deshalb Experten aus den USA eingeflogen, die im Westküstenpark in St.Peter-Ording in den kommenden Tagen deutsche Helfer ausbilden werden. Nach Schätzung des IFAW werden in der Deutschen Bucht Jahr für Jahr 500 verölte Vögel lebend angetrieben. Bei richtiger Behandlung könnten viele von ihnen gerettet werden.

Die Rehabilitation ist schwierig, weil das Öl die Vögel auf vielfältige Weise beeinträchtigt: In den Magen-Darm-Trakt gelangt, kann es zu Vergiftungen führen. Überdies verklebt das Gefieder, das seine Wasserdichtigkeit und Isolationswirkung verliert. Weil den Vögeln kalt wird, putzen sie ständig ihr Gefieder, was sie wiederum vom Fressen abhält.

Bei den wenigen, die es an Land schaffen, bestimmen die Leute des IFAW zunächst anhand von Blutproben den Gesundheitszustand und entscheiden, ob eine Behandlung aussichtsreich ist. Sind die Überlebenschancen zu gering, töten sie die Tiere mit der Giftspritze. Die anderen Vögel werden aufgepäppelt, um sie auf den Stress der Reinigung vorzubereiten. „Das sind Wildtiere“, sagt Chris Battaglia vom IFAW, „die glauben, es geht ihnen an den Kragen, wenn zwei große Hände auf sie zukommen“. In 25 Jahren sei ihm beim Waschen aber nur ein Vogel eingegangen.

Die IFAW-Experten vom Internationalen Vogel-Rettungszentrum (IBRRC) in Kalifornien haben über Jahrzehnte gelernt, was schief gehen kann bei der Behandlung. Das beginnt mit der Wasserhärte beim Waschen, geht über Infektionen durch zu enge Unterbringung und endet beim Durchliegen: Wenn Seevögel dauernd auf hartem Untergrund liegen scheuert sich ihr Gefieder am Brustbein ab – eine uneilbare Verletzung.

Die Ölvogel-Rettung wird derzeit noch zu einem großen Teil von Organisationen wie dem IFAW getragen. Alleine 700.000 Mark hat die Organisation in die Rettungsstation in St.Peter-Ording investiert. „Langfristig muss die Rehabilitation von den Öl-Konsumenten finanziert werden“, fordert Markus Risch vom IFAW Deutschland. (weiterer Bericht Seite 9)

Gernot Knödler