Kein Kino für Ghana-Läufer

■ Knapp anderthalb Jahre nach der Preisverleihung auf der Nacht der Jugend 2000 warten 400 SchülerInnen noch immer auf ihren Preis: 400 Kinokarten

Die SchülerInnen der Gesamtschule Mitte (GSM) und der Grundschule Alter Postweg waren begeistert: Einen ganzen Kinosaal sollten sie bekommen – 400 Freiplätze und einen Film nach Wahl. Cinemaxx und Weser-Kurier hatten den Preis zur Verfügung gestellt, der Bremer Verein Tomo-Ni ihn auf der Nacht der Jugend 2000 gewonnen. Weil die beiden Schulen aber schon mehrfach mit Sponsorenläufen einen ganzen Batzen Geld für das Straßenkinderprojekt von Tomo-Ni in Ghana gesammelt hatten, gab Tomo-Ni den Preis an sie weiter. Anderthalb Jahre ist das nun her – doch die versprochene Kino-Session fand bis heute nicht statt. Die Schülerin Leevke aus der achten Klasse bringt die Stimmung auf den Punkt: „Man hat das Gefühl, dass die das einfach ignorieren.“

Mehrfach haben sich die GewinnerInnen schon per E-Mail bei den Organisatoren und dem Weser-Kurier nach ihrem Preis erkundigt. Eine Antwort bekamen sie bis heute nicht. „Wir haben uns ja inzwischen sogar damit abgefunden, dass wir den Film nicht sehen können“, sagt eine Achtklässlerin ernüchtert: „Aber die haben sich noch nicht einmal entschuldigt.“ Die Kränkung sitzt tief.

Über 2000 Kilometer hatten die Jugendlichen von der GSM bei ihrem „Ghana-Lauf“ vor 15 Monaten zwischen Weserwehr und Café Sand zu Fuß zurückgelegt. „Es war richtiges Scheiß-Wetter“, erinnert sich einer. Der Doku-Film, vom schuleigenen Fernseh-Team angefertigt, beweist: Nicht nur die Füße waren anschließend klitschnass. 26.733 Mark und 30 Pfennige (13668,52 Euro) an Sponsorengeldern für das Tomo-Ni-Projekt in Ghana kamen damals zusammen. „Dank uns haben manche Kinder dort jetzt ein Dach über dem Kopf“, schrieben die AchtklässlerInnen, die den Sponsoren-Lauf initiiert und vorbereitet hatten, zuletzt vor sieben Wochen wütend an die Organisatoren der Nacht der Jugend und den Weser-Kurier: „Und sie danken es uns mit leeren Versprechungen?“

Dabei hatte zunächst alles so gut ausgesehen. Innerhalb von nur zehn Tagen hatten sich die über 500 SchülerInnen – insgesamt 26 Klassen aus zwei Schulen – im Alter zwischen sechs und 16 Jahren schon vor über einem Jahr auf einen Film geeinigt: „Billy Elliot – I will dance“ sollte es sein. „Es war klar, dass man da 'nen Kompromiss finden musste“, sagt Pauline. Ausgerechnet diesen Film konnte das Cinemaxx damals allerdings nicht zeigen, die Vorstellung fiel ins Wasser. Und seither kümmerte sich niemand mehr um die Klassen-GewinnerInnen.

„Ein Peinlichkeit“, sagt David Koopmann beim Weser-Kurier heute dazu, und auch den anderen Verantwortlichen ist die Panne sichtlich unangenehm. Koopmann will den SchülerInnen nun kurzfris-tig zu ihrem Preis verhelfen – selbst wenn das Cinemaxx inzwischen nicht mehr zu seinem Sponsoring stehen sollte: „Zur Not zahlen wir das selbst.“

Die SchülerInnen an der GSM und ihre Klassenlehrerin sind skeptisch. „Es wäre schön, wenn wir den Preis noch bekommen, bevor wir diese Schule verlassen“, sagt die Lehrerin Friederike Eggers. Eine Schülerin meint sarkastisch: „Sie haben noch zweieinhalb Jahre Zeit.“ hoi