Konzept für Holzmann gescheitert

Drei Großbanken lehnen den Rettungsplan von Baukonzern und Deutscher Bank ab. 24.000 Arbeitsplätze wegen hoher Verluste gefährdet. Gerücht über Forderungsverzicht lässt Aktienkurs kurzfristig explodieren, dann erneuter Absturz

aus Frankfurt KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Werden drei deutsche Großbanken gegen den Willen der „Leaderbank“ Deutsche Bank zu den Totengräbern der Philipp Holzmann AG? Es sieht so aus. Die Commerzbank, die Dresdner Bank und die Hypo Vereinsbank lehnten gestern auch die angeblich nachgebesserten Rettungsvorschläge Hozmanns und der Deutschen Bank ab. Die Deutsche ist mit 15 Prozent an diesem zweitgrößten Baukonzern der Republik beteiligt.

Insider hatten Holzmann für diesen Fall den Gang zum Konkursrichter prophezeit. Denn der Konzern mit seinen knapp 24.000 Mitarbeitern weltweit – in Deutschland arbeiten 11.000 Menschen für Holzmann – „erwirtschaftete“ im vergangenen Jahr rund 240 Millionen Euro Miese, bei einer Eigenkapitaldecke von nur 130 Millionen Euro. Die 84 Millionen Euro, für die alle 17 Gläubigerbanken der Holzmann AG die erfolgreiche Tochter HSG – ein Unternehmen für alle Belange des Anlagen- und Gebäudemanagements – hätten abkaufen sollen, wären zur Begleichung aktueller Rechnungen also hochwillkommen gewesen. Und der gleichfalls avisierte Forderungsverzicht in Höhe von 114 Millionen hätte es den Holzmännern sogar erlaubt, für das laufende Geschäftsjahr wieder eine ausgeglichene Bilanz vorlegen zu können.

An der prosperierenden HSG waren alle Banken auch interessiert; nicht aber an den als Ausgleich für den Forderungsverzicht angebotenen Immobilien, die nach Insiderangaben mit Hypotheken und „Mietrisiken“ belastet seien. „Der Rettungsplan ist keiner, der aus unserer Sicht tragfähig erscheint“, konstatierte gestern denn auch ein Sprecher der Dresdner Bank. Mit ihm würden nur Löcher gestopft, die schon im April wieder aufreißen könnten.

Aus und vorbei also für die Holzmänner, denen der Kanzler höchstpersönlich noch im November 1999 mit einer Kreditzusage und einer Ausfallbürgschaft unter die Arme gegriffen hatte? Hart treffen würde ein Insolvenz nicht nur die Beschäftigten. Vor allen der Deutschen Bank als größtem Aktionär und als Hauptgläubiger (schätzungsweise 320 Millionen Euro) gingen dann mehr als nur ein paar „Peanuts“ verloren.

Trotz allem war von Börsianern ein Silberstreif am Horizont „entdeckt“ worden. Diverse Investmentunternehmen wollten angeblich zugunsten von Holzmann auf Forderungen in Höhe von rund 100 Millionen Euro verzichten, hieß es gestern nach einer noch immer unbestätigten Meldung. Die Aktie stieg daraufhin schon in den Morgenstunden um mehr als zehn Prozent, nur um am späten Vormittag – nach dem Ausstieg der drei Großbanken aus der Konzernsanierung – wieder in die Verlustzone abzustürzen. Nachmittags waren es schon minus 14 Prozent. „Da haben sich einige in wenigen Stunden goldene Nasen verdient“, sagte ein Broker zu taz. An der Börse vermuteten Insider, dass die Nachricht lanciert worden sein könnte: von der Deutschen Bank.

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