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Pekings langer Marsch zum Mond

Das Raumschiff Schenzhou könnte zum vorletzten Mal unbemannt gestartet sein, bald wollen Chinesen selbst ins All

„Der erfolgreiche Start von drei Schenzhou-Raumschiffen führt das Land auf neue Höhen der Raumfahrtwissenschaft und Technologie.“ Mit diesen Worten zitiert Chinas amtliche Nachrichtenagentur Xinhua Staats- und Parteichef Jiang Zemin. Der mächtigste Mann der Volksrepublik beobachtete am Montag im Raumfahrtzentrum Jiuquan in der nordwestlichen Provinz Gansu, wie eine Trägerrakete vom Typ „Chang Zheng 2 F“ („Langer Marsch“) das Raumschiff „Schenzhou III“ („Magisches Schiff“) um 22 Uhr 15 ins All beförderte. Nach zehn Minuten sei die geplante Umlaufbahn erreicht worden, teilte das Kontrollzentrum in Peking mit.

Mit dem erfolgreichen Raketenstart versucht China als dritte Nation nach der Sowjetunion (1961) und den USA (1962) in die bemannte Raumfahrt einzusteigen. Das postulierte Ziel, eines Tages Chinesen auf den Mond zu schießen, dürfte allerdings erst in etlichen Jahren erreicht werden. Zunächst will Peking die Technologie entwickeln, um eine bemannte Raumstation im All zu positionieren.

Pekings 1992 begonnenes Raumfahrtprogramm führte nach Rückschlägen Mitte der 90er-Jahre im November 1999 zum ersten Start eines Schenzhou-Raumschiffes, das in 21 Stunden 14-mal die Erde umkreiste. Der Raketenstart war damals überhaupt erst nach der erfolgreichen Landung der Raumkapsel in der Inneren Mongolei bekannt gegeben worden.

Die weiter entwickelte Schenzhou II blieb im Januar 2001 immerhin schon zehn Tage im Orbit, umkreiste die Erde 108-mal und hatte bereits Versuchstiere wie einen Affen und einen Hund an Bord.

Verläuft bei dem jetzigen, öffentlich nur lapidar „auf mehrere Monate“ angelegten Flug alles nach Plan, könnte die Volksrepublik frühestens Ende nächsten Jahres Taikonauten, so der chinesische Begriff für Astro- und Kosmonauten, ins All schicken. Schon jetzt sind Dummies an Bord der Schenzhou III, zudem wieder eine ungenannte Anzahl von Versuchstieren. Bereits beim Start der Schenzhou II hieß es, dass die Volksrepublik mit der Ausbildung von Taikonauten begonnen habe.

Ein Wissenschaftler betonte jetzt gegenüber Xinhua, dass die Schenzhou III „Funktionen wie ein bemanntes Raumschiff“ besitze. Zudem sei erstmals ein Notausstiegssystem getestet worden. Das Hauptziel des jetzigen Fluges sei es, die Sicherheitsausrüstung für bemannte Raumflüge zu entwickeln. Allerdings könnte es vorher auch noch einen weiteren unbemannten Flug zum Ende dieses Jahres geben.

Das chinesische Raumfahrtprogramm wird in enger Zusammenarbeit mit den Streitkräften durchgeführt und unterliegt strenger Geheimhaltung. So gibt die Regierung weder technische Details der Raumschiffe und Raketen bekannt noch deren Kosten. Während das Raumfahrtprogramm offiziell vor allem wissenschaftlichen Zwecken dient, nutzt es die Regierung, um das Prestige der Volksrepublik zu steigern und den Nationalismus zu fördern. Nach Rückschlägen im europäischen Raumfahrtprogramm greifen europäische Firmen inzwischen auch auf China zurück, um Satelliten ins Weltall zu schießen. Damit hatte China bereits 1970 begonnen.

Präsident Jiang Zemin bemerkte zum Start der Schenzhou III, sie zeige den Geist der Chinesen, immer stärker zu werden.

SVEN HANSEN

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