Argentiniens Peso haltlos

Regierung in Buenos Aires hofft auf weiteren IWF-Kredit – und druckt in der Zwischenzeit Geld

aus Buenos Aires INGO MALCHER

Der argentinische Peso findet keinen Halt. Am Montag schloss der Dollar bei 3,90 Peso. Damit ist der Peso seit der Freigabe des Wechselkurses Anfang Februar um 71 Prozent abgestürzt.

Getrieben von der Angst vor der Wiederkehr der Hyperinflation tauschen viele Argentinier ihre Pesos in sichere US-Dollar – und erhöhen damit sogar noch die Inflationsgefahr. Am Dienstagmorgen standen bereits um vier Uhr morgens hunderte von Menschen vor den Wechelstuben und Banken im Zentrum von Buenos Aires. Manche wollten ihre Ersparnisse in Dollars retten, andere spekulieren. In den Provinzen ist der Dollar teurer als in Buenos Aires: Wer 500 Dollar kauft, kann in Córdoba, Rosario oder Mendoza mit der Differenz akzeptable Gewinne machen.

Die Regierung versucht, mit Tricks gegenzuwirken. So verkaufte die Zentralbank am Montag vier Millionen Dollar an die Geschäftsbanken zu einem Kurs, der mit 3,02 Peso weit unter dem Marktwert lag, um die Preise in den Wechselstuben zu drücken. Aus Panik, der Peso könnte weiter abstürzen, hat die Zentralbank verfügt, dass Wechselstuben nur noch von 11.30 bis 15.00 Uhr öffnen, Banken an Firmenkunden nicht mehr als 10.000 Dollar verkaufen dürfen. Privatkunden gehen mit maximal 1.000 Dollar in der Tasche aus der Bank. Auch müssen Geschäftsbanken alle Dollarbestände, die fünf Prozent ihres Gesamtguthabens übersteigen, an die Zentralbank verkaufen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) zeigt sich von solchen Maßnahmen wenig begeistert und scheint bislang keine weitere Finanzhilfe überweisen zu wollen. Präsident Eduardo Duhalde hofft dennoch mit einem Scheck aus Washington bis Ende April. Doch nach Ansicht der IWF-Ökonomen hat Argentinien die Sanierung der Provinzfinanzen nur halbherzig in Angriff genommen und das Haushaltsdefizit für 2002 zu optimistisch berechnet. Auch müsse man über eine Wiederaufnahme der Schuldzahlungen sprechen.

Ein weiterer Dorn im Auge sind dem IWF die unkontrollierten Geldemissionen der Provinzen: Sie haben Parallelwährungen in Umlauf gebracht, die bereits 60 Prozent der Pesomenge ausmachen. Solange der IWF keine Hilfe zuschießt, druckt die argentinische Regierung Geld, um zahlungsfähig zu bleiben – und erhöht damit gleichzeitig die Inflationsgefahr. Wegen der schweren Rezession fließen derzeit kaum Devisen ins Land. Bis Mitte März hat die Zentralbank 1,4 Millionen Pesos gedruckt, womit ihr Ziel, im laufenden Jahr maximal drei Milliarden neue Pesos in Umlauf zu bringen, schon heute unerreichbar ist. Im Februar lag die Inflationsrate bei 3,1 Prozent, internationale Banken schätzen, dass sie bis Jahresende bei 50 Prozent liegen wird.