: Absägen im Baumarkt
■ Max Bahr will Zahl der Ausbildungsplätze radikal kappen
Das Hamburger Baumarktunternehmen Max Bahr wirbt auf seiner Homepage mit seinen „umfassenden Schulungsangeboten“ und „Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die immer auch ein interessanter Arbeitsmarktfaktor für die Region sind“. Gleichzeitig, so beklagt die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, will Max Bahr genau diesen Ast zurzeit absägen: 50 der bisher 70 Ausbildungsplätze sollen ersatzlos gestrichen werden, hat der Betriebsrat erfahren.
Für die zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretärin Hildegard Ziegler wäre das „eine Katastrophe für die Perspektive junger Menschen“. Denn bisher habe gerade die Ausbildung bei Max Bahr mit überdurchschnittlich guten Abschlüssen der Azubis als vorbildlich gegolten. Weniger vorbildlich verhält sich das Unternehmen, das in Deutschland 76 Baumärkte mit gut 4000 Beschäftigten betreibt, wenn es um die Schaffung von ArbeitnehmerInnenvertretungen geht. Einen Gesamtbetriebsrat gibt es erst seit Oktober vergangenen Jahres. Gegen Versuche, in einzelnen Filialen wie zum Beispiel in Bergedorf oder in Hannover Betriebsräte zu installieren, waren die Geschäftsleitungen gar mit Ar-beitsgerichtsverfahren vorgegangen – wenn auch erfolglos.
So gibt es bisher in den Filialen kaum gewählte Belegschaftsvertretungen – Ausnahmen sind vier Hamburger Märkte und die Filialen in Lüneburg, Lübeck und Flensburg. Erstmals hat die Gewerkschaft jetzt auch eine Jugend- und Ausbildungsvertretung im Osdorfer Markt organisieren können – „das ist im Einzelhandel absolute Normalität – nur bei Max Bahr bisher nicht“, sagt Ziegler.
Heute abend trifft sie sich zum Gespräch mit der Unternehmensleitung, um klar zu machen, dass ArbeitnehmerInnenrechte bei Max Bahr nicht weiter unter dem Deckel gehalten werden dürfen. Wobei sie der Geschäftsführung noch nicht einmal gesteuerte Sabotage von Betriebsratswahlen unterstellt: „Da sind wohl auch Unsicherheiten mit im Spiel.“ Peter Ahrens
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen