Castor-Transporte in Zukunft per Schiff?

■ Innenminister diskutieren über Atommüll-Transporte zur See

Seit Wiederaufnahme der Cas-tor-Transporte vor einem Jahr haben die Betreiber der AKW in Deutschland 75 der strahlenden Container mit abgebrannten Brennelementen in die Wiederaufbereitungsanlagen nach Sellafield und La Hague verfrachtet – alle über Rheinland-Pfalz. Von dort kommt jetzt ein neuer Vorschlag: Zumindest der Atommüll aus norddeutschen AKW solle in Zukunft per Schiff transportiert werden. Die taz fragte nach beim Sprecher des Innenministeriums in Mainz, Michael Hartmann.

taz: Seit etwa einem Jahr rollen alle paar Wochen Atommüll-Züge durch Rheinland-Pfalz. Sind Sie mit dieser Situation zufrieden?

Michael Hartmann: Nein. Die Transporte stellen eine große Belastung für die rheinland-pfälzische Polizei dar und natürlich auch für die Bürgerinnen und Bürger, an deren Orten die stark gesicherten Züge vorbeirollen. Dieser Zustand ist unbefriedigend.

Welche Initiativen hat Rheinland-Pfalz bereits ergriffen?

Innenminister Walter Zuber hat die Frage der Transportrouten in der Innenministerkonferenz immer wieder erörtert. Wir wollen, dass die Last wenigstens auf mehrere Schultern verteilt wird. Weil dazu auch Absprachen mit der französischen Seite erforderlich sind, haben der Bundesinnenminister und auch der Bundeskanzler sich dieses Themas angenommen.

Welche alternativen Transportwege stünden denn zur Verfügung?

Grenzübergänge nach Frankreich gibt es nicht nur in Rheinland-Pfalz. Im Übrigen käme auch der Seeweg in Betracht.

Castor-Transporte per Schiff?

Ja. Das sind Szenarien, die in Sicherheitskreisen immer wieder erörtert wurden. Leider stoßen wir da noch auf Widerstand. Für uns ist das aber noch nicht erledigt. Das ist weiter in der Diskussion. Die Verschiffung könnte zum Beispiel ab einem Militärhafen erfolgen, wo sich auch die Sicherheitsproblematik weniger dramatisch darstellt als beim Transport auf dem Schienenweg.

Verschiedene Häfen, unter anderem Emden, haben Atomtransporte verboten.

Der eigene Tellerrand ist nie ein guter Ratgeber für so wichtige nationale Fragen wie die der Castor-Transporte. Deshalb hoffen wir ja immer noch auf die Einsicht aller Beteiligten.

An welche Häfen denken Sie konkret?

An Wilhelmshaven.

Der Bremer Häfensenator Josef Hattig hat kürzlich in der Bürgerschaft erklärt, die bremischen Häfen stünden für den Umschlag von Gütern jeglicher Art offen.

Schön, das zu hören. Das würde ja andeuten, dass wir vielleicht noch etwas Bewegung in die Sache hineinbekommen.

Fragen: hoi