Müllspur führt nach Österreich

■ Hamburger Müllskandal: Hans Reimer steht im Verdacht, Millionen an Bestechungsgeld eingenommen zu haben

Der Hamburger Ingenieur Hans Reimer soll nach einem Bericht des Stern rund 20 Millionen Euro Bestechungsgeld kassiert haben. Der 69-Jährige gilt als einer der Hauptverdächtigen in der ABB-Bestechungsaffäre und soll das Geld zeitweilig auf einem Nummernkonto in Österreich versteckt haben.

Nach Angaben des Stern kamen Fahnder des Bundeskriminalamtes bei Ermittlungen gegen ehemalige ABB-Manager auf die Spur des heißen Geldes. Die Manager sollen für die Erteilung von Bauaufträgen für Kraftwerke und Müllverbrennungs-Anlagen in den 90ern Schmiergelder in dreistelliger Millionenhöhe gezahlt haben. Reimer steht im Verdacht, einer der größten Abkassierer gewesen zu sein.

Das BKA lehnte gestern eine Stellungnahme ab und verwies auf die Staatsanwaltschaft. In Hamburg, wo Reimer seit Mitte Februar vor Gericht steht, muss sich der 69-Jährige wegen Steuerhinterziehung im Umfang von rund drei Millionen Euro verantworten. Ursprünglich war Reimer angeklagt, von 10 Millionen Euro „Beratungshonorar“ von ABB und weiteren Müllanlagenbaufirmen rund 4,25 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben.

Laut Stern soll Reimer gleich zur Eröffnung seines Geheimkontos bei der Sparkassen-Filiale im österreichischen Lech/Vorarlberg 12,5 Millionen Euro eingezahlt haben. Der Filialleiter sei häufig nach Zürich gereist, wo ihm Reimer „Umschläge mit Geldbündeln überreicht“ habe. Für seinen Sonderservice habe er einmal über 50.000 Euro „Weihnachtsgeld“ erhalten. Das Konto war auf rund 20 Millionen Euro angewachsen, als die Bank 1998 seinen Kunden verlor. In einer anonymen Anzeige hatte das Finanzamt einen Hinweis auf das Geldversteck erhalten, und Reimer ließ die Millionen von einer Geldtransportfirma abholen. Den Geldfluss nach Österreich konnten die Staatsanwaltschaften in Hamburg und Mannheim gestern allerdings noch nicht bestätigen.

ABB-Sprecher Wolfram Eberhardt räumte in diesem Zusammenhang lediglich ein, dass ABB mit Reimer zusammengearbeitet hat: „Das haben ja wohl alle – er war ja so eine Art graue Eminenz in der Müllbranche.“ Wie viel Geld von ABB an Reimer geflossen ist, könne er jedoch nicht sagen; auch nicht, ob es sich bei dem Geld auf dem österreichischen Konto um ABB-Gelder handelt. Die Staatsanwaltschaft in Mannheim geht davon aus, dass rund 15 Millionen Euro von ABB in die Schweiz geflossen sind. Die Behörde machte aber keine Angaben, wie viel davon Reimer kassiert hat. Insgesamt werde dort gegen mehr als zehn Personen ermittelt. dpa