Ehrenamt als Ausputzer

■ Neue Broschüre vorgestellt: In Zeiten der Sparpolitik sollen Freiwillige St. Pauli lebendig machen

„TuWas St. Pauli“, so heißt die neue Informations-Broschüre, mit der die Stadtentwicklungsgesellschaft Steg für ehrenamtliche Unterstützung von Initiativen und Einrichtungen auf St. Pauli werben will. Von der Aids-Hilfe über den Umsonst-Laden bis zum Café mit Herz – 35 Einrichtungen aus St. Pauli, dem Karolinen- und Schanzenviertel haben für jedeN den richtigen Freiwilligenjob.

Neben der Ehrenamtvermittlung soll das Projekt der Vernetzung von sozialen Einrichtungen, Stadtteil-AktivistInnen und Initiativen dienen. Letzterem hatte sich auch der Stadtteilladen „vor Ort“ verschrieben, der nach fünf Jahren Stadtteilarbeit gerade seine Tore in der Wohlwillstraße schließen muss. Die einzige feste Stelle von „vor Ort“, finanziert von Sozialbehörde und Arbeitsamt, war zu Ende Januar ausgelaufen und nicht verlängert worden. Doch damit nicht genug: Am 27. März flatterte eine Zahlungsmitteilung des Arbeitsamtes über 7.671 Euro in den Stadtteilladen.

Da die Zuschüsse aus dem Topf für so genannte Strukturanpassungsmaßnahmen kamen, hätte der Stadtteilladen die Mitarbeiterin Gudrun Hammer im Anschluss an die öffentliche Förderung aus Spendengeldern übernehmen müssen. Aus Geldmangel konnte er dies jedoch nicht einlösen: „Also müssen wir uns die im letzten Jahr gezahlten Mittel wiederholen“, erklärt der zuständige Mitarbeiter im Arbeitsamt. Schließlich könne man das Geld „ja nicht einfach in den Wind werfen“.

„Auf der einen Seite wird Vernetzung gefordert, und auf der anderen Seite wird dann so ein Stadtteilzentrum geschlossen – das ist doch widersprüchlich“, beschwert sich Holger Hanisch vom Café mit Herz. Ein Drittel aller über 14-Jährigen sei motiviert, sich ehrenamtlich zu engagieren, so Klaus Mathies-Stangen vom Altonaer Stadtteilzentrum Motte, „aber die können das nicht in einem Luftschloss“. Die Einrichtungen müss-ten endlich aufhören, jede ihr eigenes Süppchen zu kochen, so der Motte-Mitarbeiter, und sich gemeinsam gegen die Sparpolitik wehren. Sonja Staack