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Rätsel um Klonbaby

Experten bezweifeln Meldung des Römer Fortpflanzungsmediziners Antinori, eine erste Klonschwangerschaft eingeleitet zu haben

ROM taz ■ Ob das weltweit erste Klonbaby tatsächlich unterwegs ist, wird weiterhin angezweifelt. Der italienische Fortpflanzungsmediziner Severino Antinori hat einem Bericht der Gulf News zufolge auf einem Kongress in den Vereinigten Arabischen Emiraten mitgeteilt, die erste von ihm im Rahmen seines Klonprogramms betreute Frau sei in der achten Woche schwanger.

Zu Bedenken hinsichtlich möglicher Missbildungen des Fötus soll Antinori erklärt haben, seine Technik reduziere die Gefahr praktisch auf null Prozent; Gulf News zitiert ihn mit den Worten, das Klonen sei „wie die Atomenergie und kann für positive Zwecke genutzt werden“. Zu seiner Verfahrensweise ließ Antinori angeblich schlicht verlauten, er habe Erbinformationen (DNA) aus dem Kern lebender Zellen des Vaters in eine weibliche Eizelle eingepflanzt.

Antinoris Fortpflanzungsklinik in Rom wollte die erfolgreiche Einleitung einer Klonschwangerschaft weder bestätigen noch dementieren und erklärte ihren Chef für „unerreichbar“. Aus wissenschaftlichen Fachkreisen wurden jedoch große Zweifel am Wahrheitsgehalt der Meldung geäußert.

Antinori war gemeinsam mit seinem Kollegen Panos Zavos in den vergangenen Jahren immer wieder mit der Ankündigung eines unmittelbar bevorstehenden Experiments am Menschen hervorgetreten; noch im März allerdings hatte er selbst auf einer Tagung in Rom verkündet, nicht vor Oktober über die Einleitung einer Schwangerschaft entscheiden zu wollen. Es handele sich dabei um ein „therapeutisches Klonen“, da er diese Technik schließlich nur bei „total unfruchtbaren Paaren“ anwenden wolle, hatte Antinori sein Vorhaben verteidigt.

Die Amerikanische Gesellschaft für Reproduktive Medizin dagegen wirft Antinori vor, gerade das therapeutische Klonen in Verruf zu bringen. In Italien – dort ist das Klonen verboten – kündigten sowohl der Ärzteverband als auch Gesundheitsminister Girolamo Sirchia an, sie wollten disziplinarisch gegen Antinori vorgehen, wenn sich die Berichte über das Gelingen des Experiments bestätigen sollten. MICHAEL BRAUN

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