Irak dreht Ölhahn zu

Saddam Hussein verkündet Exportstopp für 30 Tage. Ölpreis steigt, auch wegen Streik im Opec-Land Venezuela

KAIRO taz ■ Seit einer Woche kommen aus Nahen Osten immer wieder Drohungen aus Protest gegen die israelische Offensive gegen die Palästinenser im Westjordanland den Ölhahn zuzudrehen. Der irakische Präsident Saddam Hussein machte jetzt den Anfang und schritt zur Tat. In einer Fernsehansprache, die am Montag live nicht nur im Irak, sondern in anderen überregionalen arabischen Fernsehstationen übertragen wurde, verkündete er, dass der Irak mit sofortiger Wirkung kein Öl mehr exportiere. Die Maßnahme solle zunächst für 30 Tage gelten und werde in dieser Zeit nur zurückgenommen, sollten sich die israelischen Truppen zurückziehen, erklärte Saddam Hussein.

Der Irak exportierte zuvor 2 Millionen Faß Öl täglich. Das macht ungefähr 4 Prozent des Welthandels aus. Gemessen an den Ölreserven, gilt der Irak als zweitgrößtes Opec-Land.

Unmittelbar nach der Rede Saddam Husseins stieg der Ölpreis um mehr als 5 Prozent. Der Druck auf den Preis erhöhte sich noch zusätzlich, da in Venezuela, einem anderen wichtigen Ölexporteur, gerade ein Arbeitskampf im Ölsektor tobt. Durch die Streiks soll der venezuelanische Ölexport in letzten Tagen um bis zu 60 Prozent zurückgegangen sein.

Ölexperten sprechen davon, dass das Zudrehen des irakischen Ölhahnes zwar ein wichtiger psychologischer Faktor für die Ölmärkte sei und den Ölpreis nach oben treibe, an eine ernsthafte Gefährdung des Nachschubes, ähnlich der Ölkrise von 1973, glauben sie allerdings nicht. Das gilt, solange sich zwei andere große Ölexporteure, Saudiarabien und Kuwait, nicht dem irakischen Schritt anschließen. Ein eher unwahrscheinliches Szenario. Kuwait hatte bereits vor ein paar Tagen verkündet, dass es nicht vorhabe, den Ölhahn zuzudrehen, mit dem interessanten Argument, dass Kuwait dann keine Mittel mehr besäße, die palästinensische Intifada zu unterstützen. Saudi-Arabien hatte im November 2000 innerhalb der Opec eine Kampagne angeführt, mit dem Ziel, dass die Organisation der Öl produzierenden Länder nie wieder das Öl als Waffe einsetzen werde. Mit Saudi-Arabien und Kuwait ist die Opec jederzeit fähig, den Ausfall irakischen Öls zu ersetzen.

Das gilt zumindest, solange sich nicht noch weitere Länder der irakischen Maßnahme anschließen und die Lücke auf dem Ölmarkt zu groß wird. Derzeit scheinen besonders der Iran und Libyen mit der irakischen Maßnahme zu liebäugeln.

KARIM EL-GAWHARY