Metall-Warnstreiks

IG Metall streikt für 6,5 Prozent mehr Einkommen. Zwickel: Arbeitskampf hat nichts mit Wahlkampf zu tun

BERLIN taz/dpa ■ „Unsere Mitglieder wollen Geld sehen, Geld und nochmal Geld“ - mit dieser Devise - ausgerufen von Metall-Vize Jürgen Peters - bleibt die IG Metall weiter auf Konfrontationskurs. Mit den ersten bundesweiten Warnstreiks ging der Tarifstreit gestern in die heiße Phase. In zahlreichen Bundesländern protestierten Mitarbeiter für ihre Lohn-Forderungen.

Die IG Metall verlangt 6,5, Prozent mehr Einkommen. „Wir wollen, dass der wirtschaftliche Fortschritt auch bei den Menschen ankommt, die den Reichtum erarbeiten“, begründet Stuttgarter Bezirksleiter Berthold Huber die Forderungen. Das Angebot der Arbeitgeber von zwei Prozent mehr Lohn und Gehalt reicht der Gewerkschaft deshalb nicht aus. Eine hohe Hürde in den Verhandlungen stellte gestern auch das neues Entgeltrahmenabkommen (ERA) dar. Mit ERA soll die Trennung in Arbeiter und Angestellte aufgehoben werden. Die Metall-Arbeitgeber sind zwar grundsätzlich für eine Reform, für die Betriebe dürfe diese aber nicht mit höheren Personalkosten verbunden sein, so Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser. Deshalb soll ein Teil der Tariferhöhungen in dieser Runde in einen Spartopf fließen. Damit wollen die Arbeitgeber eventuelle Mehrkosten durch ERA ausgleichen. Das ist mit der IG Metall nicht zu machen, denn „was jetzt verhandelt wird, muss auch jetzt in die Taschen der Leute“, betont IG-Metall-Bundsvize Jürgen Peters.

Für die gesamte Woche kündigte IG Metall-Chef Klaus Zwickel eine Fortsetzung der Warnstreiks an. Er drohte mit Urabstimmung und der Vorbereitung zum Arbeitskampf, falls es in den nächsten zwei Wochen nicht zu Verhandlungsergebnissen komme. Auf den Bundestagswahlkampf werde die IG Metall keine Rücksicht nehmen. „Ein Arbeitskampf hat mit der Bundestagswahl nichts zu tun“, sagte Zwickel gestern in Magdeburg zum Auftakt einer Klausurtagung des Gewerkschaftsvorstandes.

Gestern war die die Beteiligung an den Streiks nach Angaben einer Metall-Sprecherin in mehreren Bundesländern überraschend hoch: In Sindelfingen protestierten 15.000 Mitarbeiter von Mercedes-Benz, in Stralsund traten 750 Werftarbeiter kurzzeitig in den Ausstand. Bei den Howaldtswerken Deutsche Werft AG in Kiel gingen ein Großteil der Beschäftigten nach einer Betriebsversammlung nicht wieder an ihren Arbeitsplatz zurück. In Berlin sind nach Angaben der Gewerkschaft mehr als 1000 Beschäftigte in den Ausstand getreten. ANGELIKA HENSOLT