springer im kirch-turm
: Eine wird gewinnen

Ein Dominoeffekt: Für KirchMedia ist die Insolvenz beantragt, und wer weiß, welche Überraschungen das Zahlenwerk des Kirch-Konzerns noch bietet. Die Verlierer sind klar: Es ist Kirch selbst, der seine unternehmerische Laufbahn mit einer fast schon Achtung abnötigenden Lakonie beendet, und es ist die Runde seiner Geldgeber. Genauer gesagt: Zahlen müssen deren Aktionäre, soweit es sich um Privatbanken handelt. Zahlen müssen entgegen offiziellen Behauptungen wohl auch die Einwohner Bayerns für die Verluste ihrer Landesbank. Und zahlen müssen indirekt und bundesweit auch die Steuerzahler, weil Verluste aus geplatzten Krediten nun mal steuermindernd wirken. Selbstverständlich gehört zu den wirtschaftlichen Verlierern auch eine noch nicht absehbare Zahl von bisher recht gut bezahlten Beschäftigten sowie vermutlich die Gesamtkundschaft von Premiere. Für den Unternehmenskonkurs mit dem größten Schuldenberg in der bundesdeutschen Wirtschaftsgeschichte ist das alles in allem eine überraschend niedrige Bilanz materiellen Schadens.

Kommentar von DIETMAR BARTZ

Auch wenn die Hauptverantwortung für den so teuren, weil so späten Kollaps nicht bei der Politik liegt, sondern bei den Banken, gibt es sehr wohl einen politischen Hauptverantwortlichen – Edmund Stoiber. Dass Kanzler Schröder jedoch das Verhalten des bayerischen Ministerpräsidenten als unanständig bezeichnet, weil Stoiber zuletzt auf Distanz zu Kirch gegangen sei, ist selbst unanständig. Nicht nur, weil schließlich irgendwann einmal Schluss sein musste mit Kirchs Kapitalvernichtung, sondern weil Schröder die Nibelungentreue Stoibers zu Kirch nicht aus menschlichen Gründen einforderte, sondern weil sie Stoiber noch mehr geschadet hätte. Eine Methode, die wir zuletzt bei der geheuchelten CDU-Empörung über die Bundesratsabstimmung zur Zuwanderung sahen: Der politische Gegner bekommt eine Steilvorlage und schießt den Ball weit, weit über das Tor.

Der eigentliche Sieger aber heißt noch längst nicht Berlusconi oder Murdoch, sondern ist eine Siegerin – Friede Springer. Aller Voraussicht nach bekommt der Springer-Verlag einen bestimmenden Anteil in der Kirch-Auffanggesellschaft. Damit haben Friede Springer und Springer-Konzernchef Mathias Döpfner, immer als Rammbock gegen Kirch gedacht, ihren größten Coup gelandet: dem Konzern aus München, der den Verlag seit den Achtzigerjahren übernehmen wollte, jetzt ihrerseits die Zukunft vorzuschreiben.