Auf Glas gebaut

Hallen sind schon in Planung, während Hamburg noch längst nicht Olympiastadt ist  ■ Von Sonja Staack

Vision 2012. Alle Welt schaut auf die Metropole Hamburg. Auf skulptural wirkenden Tribünen in einem gigantischen gläsernen Zylinder jubeln 15.000 Olympia-Besucher am Kleinen Grasbrook den zukünftigen Spitzensportlern zu, erleben live die Weltrekorde von morgen. Schneller, besser, weiter. An einem fachwerkartig verbundenen Seiltragwerk schwebt mit unbeschwerter Leichtigkeit eine durchscheinende Dachhaut über der Menschenmasse. Alles Glas und Stahl - was sonst.

Das alles könnte Wirklichkeit werden - vorausgesetzt, Olympia 2012 geht tatsächlich an die Hansestadt und die Stadtplaner entscheiden sich für jenen Glashaus-Entwurf, mit dem vier Wuppertaler Studierende gestern den „Architektur- und Ingenieurbaupreis Hamburg 2002“ gewannen. Mit einem bundesweiten Wettbewerb, unter anderem von der Hochschule für bildende Künste (HfbK) und der Handelskammer Hamburg initiiert, war seit Ende Januar nach der „Großhalle der Zukunft“ gesucht worden.

Preisträgerin Adeline Seidel hatte die Ausschreibung im Internet entdeckt und bei einem Kaffee in der Uni ihre Kommilitonen Martin Dreyer, Mohamed Fezazi und Antonio Pinca für die Idee begeistert. „Ich musste in diesem Semester sowieso einen Entwurf für eine Sporthalle machen“, erzählt Pinca, „da hat der Wettbewerb ganz gut gepasst.“ Technisch gesehen, so der 25-jährige Architektur-Student, ist der Olympia-Palast nichts anderes als jede andere Sporthalle auch - „nur größer halt“.

Gestalterisch müsse man allerdings schon ein bisschen einfallsreich sein, damit das Ganze nachher nicht einfach aussieht wie ein „Riesenklotz“. So haben die vier Nachwuchs-Architekten fünf Wochen lang die Nächte durchgebrütet, bis der endgültige Entwurf zu Papier gebracht war.

„Die geneigten Glasfassaden geben dem Gebäude Leichtigkeit, ermöglichen den Blick auf Hafenlandschaft und Stadtpanorama und bilden außerdem eine optimale Klimahülle“, erklärt Pinca. So lasse sich die Halle nach den sportlichen Wettkampfentscheidugen problemlos in einen botanischen Garten umwandeln. Ob er glaubt, dass seine Ideen irgendwann Wirklichkeit werden? „Ich hoffe es“, wagt der Student zu träumen, „aber in zehn Jahren kann ja noch viel passieren.“

Also alles ein bisschen voreilig? „Im Gegenteil“, meint Prof. Dr. Ing. Michael Staffa von der HfbK. Schließlich müsse die Hamburger Bewerbung für die Sommerspiele bis Mitte Mai beim Nationalen Olympischen Komitee eingehen. Dazu brauche man zwar eigentlich noch keine fertigen Entwürfe, aber „man kann ja nicht prägnant genug sein“. Im Mittelpunkt stehen für den Mitinitiator des Wettbewerbs aber nicht die Entscheider des Olympischen Komitees, sondern die Studierenden. Und für die, so Staffa, „war das einfach ein super Thema, um sich mal so richtig auszutoben“.