Ultimatum steht im Raum

Metall-Tarifkonflikt: Über 10.000 Metaller in Hamburg im Warnstreik. Verhandlungen ohne Ergebnis vertagt  ■ Von Magda Schneider

Metaller machen Druck: Massive Warnstreiks begleiteten gestern die 4. Runde im Tarifpoker für die 180.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie im Bezirk Küste. Nach IG Metall-Angaben legten insgesamt mehr als 33.000 MetallerInnen die Arbeit vorübergehend nieder – allein in Hamburg zählte die Gewerkschaft über 10.000 TeilnehmerInnen in 30 Betrieben. Trotzdem wurden die Verhandlungen im Ramada Treff-Hotel in Bergedorf am frühen Abend ohne Ergebnis vertagt, da die Unternehmer ihr Angebot von zwei Prozent mehr Einkommen für 24 Monate nicht verbesserten.

Den gesamten Tag über war es in den Betrieben zu Arbeitsniederlegungen gekommen. In Harburg zogen 800 Beschäftigte von DaimlerCrysler (Ex-Tempo-Werk) ans Werkstor. Im Still-Gabelstapler-Werk in Billbrook legten 800 Leute die Arbeit nieder, bei Phillips-Medico in Fühlsbüttel traten 400 MitarbeiterInnen in den Ausstand. Und auch bei Blohm+Voss legten 800 MalocherInnen die Arbeit nieder. Die Siemens-Belegschaft war zu einem „Flexi-Warnstreik“ – nach Lust und Laune – aufgerufen worden.

Schon zu Beginn der Gespräche waren am Morgen 600 Warnstreikende der Hauni-Werke in Bergedorf, ausgerüstet mit Trillerpfeifen, vor dem Ramada Treff-Hotel angerückt, um der IG Metall-Verhandlungskommission den Rücken zu stärken. Dabei stellte IG Metall-Verhandlungsführer Frank Teichmüller den Unternehmern ein Ultimatum. „Noch zwei Wochen gibt es die Möglichkeit, eine Lösung am Verhandlungstisch zu erzielen“, sagte er, „dann ist Ende, dann wird's hart und kommt die Urabstimmung.“

Teichmüller bekräftigte nochmals die Berechtigung der Lohnforderung von 6,5 Prozent und verurteilte die „Lohnverzichtslüge“ der Unternehmer, die Erwerbslose und öffentliche Meinung gegen die Gewerkschaften aufzubringen versuchen. „Wir können nicht dadurch, dass wir auf Lohn verzichten, den Arbeitslosen Arbeit geben“, schimpfte Teichmüller, „die sind von den Arbeitgebern entlassen worden.“ Und dies gerade zu Zeiten, als die Gewerkschaften in den Tarifrunden bei Lohn und Gehalt Zurückhaltung geübt haben, sagte Teichmüller weiter. „Wir lassen uns diesen Unsinn nicht mehr erzählen.“

Die Verhandlungen um ein neues Entgeldrahmenabkommen (ERA) sollen indes bei den nächsten Gesprächen in Bremen am 18. April, vorbereitet von einer gemeinsamen technischen Kommission, zum Abschluss gebracht werden. Schon vor der gestrigen Runde bestand in wesentlichen Punkten Einigung. Teichmüller: „Die Arbeitgeber haben eingesehen, dass die altertümliche Teilung in Arbeiter und Angestellte der modernen Arbeistorganisation nicht mehr entspricht.“