Kommentar: Mutig gehandelt
■ Warum der Abgang von Landespastorin Stoltenberg richtig und wichtig war
Sie kam um zu versöhnen, statt zu spalten. Doch im Aufsichtsrat der Hamburger Arbeit bekam Annegrethe Stoltenberg, die Landespastorin der Diakonie, den rauhen Wind zu spüren, den die Hamburger Regierung allen ins Gesicht bläst, die ihre Meinung nicht teilen. Dass hier nichts zu schlichten und kaum etwas zu retten ist, musste Stoltenberg gestern erfahren. Nur eines konnte die Geistliche noch tun: Sich selber treu bleiben, keine faulen Kompromisse schließen und letztendlich gehen. Wer Stoltenberg kennt, weiß, dass ihr dieser konfrontative Rückzug schwer gefallen ist. Umso mehr gebührt diesem Schritt Achtung.
Achtung gebührt auch den Arbeitnehmervertretern, die sich – bis auf die Abgesandte der leitenden Angestellten – den hingehaltenen Zuckerstückchen verweigert haben, für die sie ein Er-folgsmodell der Arbeitsmarktpolitik hätten verkaufen müssen. Sie aber haben sich – nach langer Diskussion – entschieden, auf kleine Zugeständnisse zu verzichten und stattdessen ein Sig-nal zu setzen.
Durch ihren kompromisslosen Kurs und fehlende Gesprächsangebote im Vorfeld, hat es die Senatorin Schnieber-Jastram geschafft, den größtmöglichen Widerstand im Aufsichtsrat gegen sich zu mobilisieren, das Gremium zu spalten und die Diakonie-Pastorin zu verjagen. Im Einzelfall mag solche Machtpolitik mit Ach und Krach funktionieren. Auf Dauer aber lässt sich so nicht regieren. Marco Carini
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