Die Wanne ist drin

Seit einigen Jahren hat auch der Sanitärhandel Minibäder auf der Rechnung. Billig ist das aber nicht gerade  ■ Von Silke Schlichting

Tolle Wohnung: hohe Decken, Stuck, riesige Küche, Südbalkon, sehr ruhig gelegen. – Und das Bad? – Schade, leider nur drei Quadratmeter groß ... Doch bekanntermaßen ist die Kompromissbereitschaft leidenschaftlicher Altbaufans zuweilen ziemlich hoch. Kollegin Elke zum Beispiel kann beim Baden ihre Füße nicht sehen. Sie gehört zu den anspruchsvollen Menschen, die auf keinen Fall ohne Badewanne leben können. Doch dafür war ihr Bad zu klein. Also hat ein findiger Installateur die Wand zur anliegenden ehemaligen Speisekammer durchbrochen, die Wanne durchgeschoben, Deckel drauf, zugefliest, fertig. Passt genau eine Kiste Bier drauf.

Seit 15 Jahren bietet der Sanitärhandel elegantere Lösungen für Minibäder an. „Piccolo“ heißt die Kleinbadserie von Duscholux. Die Eckbadewanne „Piccolo Corner“ ist mit 1,20 x 1,20 Meter die Alternative zur Standardwanne, die 1,70 x 0,75 misst. „Piccolo Combi“ hat eine ext-ra Standfläche zum Duschen. Beide Wannen sind aus Sanitäracryl gegossen. Das neue Material macht im Gegensatz zu den herkömmlichen emaillierten Stahlwannen die verschiedensten Formen möglich. Zwar ist Acryl kratzempfindlicher als Stahl, aber dafür wärmer. Eine ebenfalls platz- und obendrein wassersparende Badewannenvariante ist die „Miniluxform“ von Kaldewei mit verjüngtem Fußende. Villeroy und Boch hat die Serie „Oblic“ im Programm. Deren Designer haben Waschbecken und Toiletten geformt, die nicht im Weg sind, sondern in den Ecken verschwinden.

Alles eine Frage des Geldes. Klaus Dunkelmann von „Minibäder Dunkelmann“ veranschlagt circa 15.000 Euro für die Renovierung der Nasszelle. Seit 15 Jahren ist die Firma auf Kleinbäder spezialisiert und wirbt mit nicht weniger als 250 Lösungen für Räume ab drei Quadratmetern . Dabei werden auch individuelle Lösungen in der eigenen Werkstatt umgesetzt. Bis zu zwei Stunden kann ein Beratungsgespräch dauern, allein um die Eckdaten abzustimmen. Geht es erst ans Einrichten, müssen die KundInnen noch einige Stunden nachsitzen. Schließlich hat Dunkelmann einiges zu bieten, was sich kaum beschreiben lässt.

Die „Waschtisch-Duschtrennwand“ zum Beispiel – eine Konstruktion, die es ermöglicht, auf weniger als zwei Quadratmetern nicht nur ein WC, sondern auch eine Dusche unterzubringen. Dabei ist der Waschtisch an einer Wand angebracht, die wie eine Tür ausschwenkbar ist. Auf ihrer Rückseite ist eine Duscharmatur versteckt. Um 90 Grad gedreht, funktioniert die Wand als Brausebad. Dunkelmann verzichtet bei den Minibadlösungen zu neunzig Prozent auf Duschwannen, denn durch den Bodenablauf gibt es wesentlich mehr begehbare Fläche. Damit am Ende nicht der ganze Raum zum Vollbad wird, muss es natürlich Möglichkeiten geben, um eine Duschwand anbringen zu können.

Die Gestaltungsspielräume kennen mittlerweile kaum noch Grenzen, auch wenn die Wände zu den Nachbarräumen heutzutage nicht mehr dran glauben müssen. Und wer trotz aller Eck-, Schwenk- und Hängevarianten nicht auf seine 1,70-Meter-Standardwanne verzichten kann, kann sie ja auch hochkant stellen.