„Freiwillig in Bremen“

■ Wofür niemand Geld ausgibt: Freiwilligen-Agentur will Kontakte zu Initiativen vermitteln, die unbezahlbare Arbeit leisten und auf ehrenamtliche Helfer bauen

Cordia Käs beschäftigt sich tagsüber mit trockenen Zahlen, nachts leistet sie psychische Schwerstarbeit. Sie gehört zu den 26 BremerInnen (22 Frauen und 4 Männer), die auf der Liste der Bereitschaftsdienste des Roten Kreuzes stehen. „Notfall-Nachsorge“ heißt das im Verwaltungsdeutsch. im Klartext: Wenn der Notfallarzt des DRK den Tod festgestellt hat und den Eindruck gewinnt, dass die nächsten Angehörigen mit der Situation nicht fertig werden, dann fragt er, ob er jemanden schicken soll. Die Helferinnen des DRK kommen, bleiben mal zwei, mal vier Stunden, hören zu, sprechen, kümmern sich um Bürokratisches, wimmeln auch mal Verwandte ab, wenn die Hinterbliebenen Ruhe brauchen. Diese „erste Hilfe in seelischer Not“ ist ehrenamtlich, selbstverständlich, so etwas bezahlt niemand.

Etwa 90.000 Menschen in Bremen arbeiten auch ehrenamtlich, „zeitweise“. Nicht alle so uneigennützig wie die Helfer vom DRK, aber doch viele. Und gleichzeitig viel zu wenig, sagt Gerd Placke, der Organisator der „Freiwilligen-Agentur Bremen“. Damit Initiativen, die auf freiwilliger ehrenamtlicher Arbeit beruhen, und Menschen, die vielleicht für die eine oder andere Stunde eine richtig sinnvolle Beschäftigung suchen, zusammen kommen, hat Placke eine Broschüre zusammengestellt: „Mittendrin“ der Titel. Auf 38 Seiten sind da Gruppen vorgestellt, Naturschützer, Kinderbetreuer, der Knabenchor von „Unser Lieben Frauen“, DRK-Initiative, „Sportgarten“, Museeumsshop. Das Spektrum reicht bis zur Handelskammer Bremen.

„2.700 Freiwillige haben wir“, begründet Dr. Stefan Offenhäuser das Umfeld, in das er sich da gestellt hat: Ehrenamtlich ist nicht nur die Arbeit des Präses, sondern auch die der vielen Prüfer. 28.000 Mark hat die Sozialsenatorin aus Lottomitteln für die 10.000 Hefte der Broschüre bereitgestellt. Sie soll breit verteilt werden und Kontakte ermöglichen.

Auch im Internet soll es eine „Börse“ geben, bei der die Vereine ihre ehrenamtlichen „Tätigkeitsprofile“ darstellen können; wer einen ehrenamtlichen „Job“ sucht, soll sich dort ein genaueres Bild machen können, bevor er oder sie anruft. Wichtig, betonte die Sozialsenatorin Karin Röpke, sei das Wörtchen „zeitweise“, wer sich meldet, muss selbst entscheiden können, wie viel Zeit das Engagement in Anspruch nehmen kann. Man dürfe niemanden abschrecken. Wer den Eindruck bekommt, er reiche einen Finger und dann werde die ganze Hand genommen, der komme nie wieder. Auch „Ehrenamts-Ruhestand“ sei legitim und nicht ehrenrührig, betont Placke.

Da aber auch die Internet-Börse („www.freiwillig-in-bremen.de“) in weiten Teilen ehrenamtlich zustande kommen soll, wird es noch ein paar Monate dauern, bis dort wirklich Vermittlung stattfinden kann.

In der kommenden Woche will der Senat auch mit der „Bürgerstiftung“ eine Einrichtung vorstellen, in der Bürger mit Geld mehr für das Gemeinwohl beitragen können. „Wenn es Ideen gibt, wie Bremen lebenswerter, ein Stadtviertel schöner oder ein gutes Projekt Wirklichkeit werden kann“, dann könne so eine Stiftung helfen. „Nicht alles kann oder muss von oben geleistet werden“, heißt es in der Begründung für den Stiftungsaufruf. Bisher gab es für diesen Zweck die „Stiftung Wohnliche Stadt“, die mit den Lottomitteln arbeiten konnte. Inzwischen werden diese Stif-tungsmittel, für die eigentlich dieselbe Zweckbestimmung gilt wie für die neue Stiftung, aber für ganz normale staatliche Regelaufgaben benutzt.

Die neue Stiftung soll mit 200.000 Euro aus Steuermitteln ausgestattet werden, private Spenden sollen das Stiftungskapital aufstocken. Summen über 25.000 Euro können „zweckgebunden“ gespendet werden. Am kommenden Mittwoch (24.4.) wird die neue Bürgerstiftung in der Oberen Rathaushalle von Bürgermeister Henning Scherf eröffnet. K.W.