Es geht noch mehr

1.400 Metaller legen in Mariendorf und Spandau die Arbeit nieder. Größte Beteiligung seit Beginn der Aktionen

„Jetzt geht’s um mehr“, hatten sich die Gewerkschaften in dicken schwarzen Lettern auf das Transparent geschrieben, das sie über dem Rednerpult auf der Kreuzung am Mariendorfer Damm schwenkten. Rund 1.000 Beschäftigte von Gillette, Geyer Umformtechnik, Alstom und Schindler legten gestern ihre Arbeit zeitweise nieder und fuhren im Autokorso zur Kundgebung. Die IG Metall setzte damit am Donnerstag ihre Serie von Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie fort. Am Nachmittag versammelten sich zudem etwa 400 BMW-Beschäftigte vor dem Rathaus Spandau zu einer Kundgebung. Insgesamt gingen in der Region Berlin-Brandenburg gestern 3.700 Metaller in den kurzzeitigen Ausstand.

„Die 2 vor dem Komma ist lächerlich, die 3 aber ebenso“, schallte es in Mariendorf aus dem Mikrofon. 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt fordern die Metaller, dazu die Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten sowie die Angleichung von Ost- und Westtarifen. „Wir wollen noch in diesem Jahr einen Tarifabschluss“, so die Ansage an die Arbeitgeberverbände. Und zwar keinen – daran ließen die Sprecher der Betriebe und der Lautstärkepegel der Trillerpfeifen gestern in Mariendorf keinen Zweifel –, der 2 Prozent Lohnerhöhung für die nächsten zwei Jahre vorsieht. Eine Einkommenserhöhung für die kommenden zwölf Monate soll zunächst her. Und: „Die 6 muss vor das Komma.“

„Beim Warnstreik in Mariendorf hatten wir die stärkste Beteiligung in der Region seit Beginn der Aktionen“, sagte gestern Marlis Dahne, Pressesprecherin der Bezirksleitung der IG Metall. Den ersten Ausstand hatte es am 25. März gegeben, rund 10.000 Metallarbeiter machten seitdem auf Kundgebungen ihrem Unmut über die laufenden Tarifverhandlungen Luft und ihre Forderungen deutlich. Mit den gestrigen Aktionen endet nun die Warnstreikserie.

„Wir schauen jetzt auf die Verhandlungen in Ludwigsburg in Baden-Württemberg“, erklärt Dahne. Der IG-Metall-Vorstand habe ein Limit gesetzt, nachdem weitere Maßnahmen von den Verhandlungsergebnissen am Wochenende abhängen. Scheitern die Verhandlungen, sei es bis zur Urabstimmung und damit zum so genannten Erzwingungsstreik nicht mehr weit. Weitere Pläne für Streiks auch in der Region Berlin-Brandenburg gibt es aber laut Dahn noch nicht.

„Wir schauen gespannt auf das Ergebnis“, bestätigte auch Walter Meyer, Bezirkssekretär der IG Metall, bei der Kundgebung in Mariendorf, „wenn das nicht vernünftig ist, kämpfen wir weiter. Dass wir das können, haben wir in den letzten Tagen und Wochen gezeigt.“ ULRIKE HEIL