Palästina + Fußball = 160 Festnahmen

Beim 3:1-Erfolg von Dänemark gegen Israel geht der Fußball unter angesichts massiver palästinensischer Proteste

KOPENHAGEN taz ■ Es hätte so schön werden können: ein Fußballfreundschaftsspiel in Kopenhagen gegen Israel an dessen 54. Unabhängigkeitstag. Mittlerweile aber hätte der dänische Fußballverband DBU diese Einladung angesichts der politischen Lage lieber wieder zurückgezogen. Doch das wäre ein politisches Signal gewesen, meinte man. Und nahm lieber den Gegenvorwurf in Kauf, Menschenrechtsverletzungen durch Israel anders einzuordnen als vor Jahren die durch Jugoslawien oder Südafrika. Beide Nationen hatte die DBU boykottiert.

So wurde aus dem Freundschaftsspiel spätestens ein polizeiliches Sicherheitsrisiko, als zwei Tage vor dem Spiel die Bombendrohungen eingingen. Die dänische Polizei trat mit 2.500 Mann an und übte mit Tränengaspatronen im Gürtel schon mal für den EU-Gipfel später in diesem Jahr. Ein drei Meter hoher Sicherheitszaun war einige hundert Meter vor dem Fußballstadion „Parken“ errichtet worden und alle BesucherInnen wurden einer Leibesvisitation unterzogen. Soweit sie kamen. Denn: Im Vorverkauf erworbene Karten durften wegen der „Sicherheitslage“ zurückgegeben werden. Die Hälfte der Fans machte davon Gebrauch und nur knapp 9.000 ZuschauerInnen verloren sich auf den Rängen. Auch den dänischen Spielern war eine Teilnahme am Spiel ausdrücklich freigestellt worden.

In ganz Kopenhagen gab es am Mittwoch Anti-Israel-Demonstrationen, unter anderem eine der „Aktion Frieden“ im Vorfeld des Spiels. Auf dem Rathausplatz bezeichnete der sozialdemokratische Exaußenminister Mogens Lykketoft den israelischen Premier Scharon als „Lügner von historischen Dimensionen“. Für den Linkssozialisten-Vorsitzenden Holger K. Nielsen war Scharon ein „Kriegsverbrecher“, der bald vor einem internationalen Gerichtshof landen möge.

Nach der friedlichen Kundgebung vor dem Stadion versuchte eine Gruppe von einigen hundert AktivistInnen in das Stadion einzudringen. Resultat waren 160 Festgenommene, die aber am Donnerstagmorgen bis auf drei Personen, denen man „Gewalt gegen Polizeibeamte“ vorwarf, wieder auf freiem Fuß waren. Auch im Stadion konnten die Sicherheitskräfte Aktionen von Demonstranten nicht verhindern: Einem von ihnen gelang es, das Spielfeld zu stürmen und den Ball an sich zu reißen.

Das Fußballspiel wurde mit Verspätung angepfiffen und endete 3:1 für Dänemark.

REINHARD WOLFF