Kleine Ecke

„Hans im Glück“ zählt wohl zu den merkwürdigsten Märchen überhaupt. Tauscht doch da ein Handwerksbursche seinen nach sieben Arbeitsjahren als Lohn erhaltenen Goldklumpen so lange gegen Waren von geringerem Wert, bis er mit leeren Händen dasteht – und ist trotzdem schließlich auch noch glücklich. Was wollten die Brüder Grimm uns damit sagen? Die Gruppe Klabauter sucht in der Revue glücklos glücklich nach einer Antwort. Und kommt in einem Bilderbogen komplexer Skurrilität zu einem eigenwilligen Schluss.

Klabauter ist ein Theaterprojekt, in dem junge behinderte Menschen als professionelle Schauspieler arbeiten. Beherbergt ist die Gruppe seit 1998 im Rauhen Haus, und zusätzliche behördliche Mittel sichern die Arbeit finanziell ab. Letztes Jahr zeigte Klabauter eine Version von Shakespeares Sturm. Unter Regie von Astrid Eggers finden die Akteure zu ihnen adäquaten Ausdrucksformen, gespickt mit einer gehörigen Portion Humor.

In den originellen Kostümen von Feng Feng Wang tummeln sich nun allerlei Pferde, Kühe, Schweine und Gänse, aber ebenso windige Geschäftemacher, dreiste Bauern, Sänger und sprechende Brunnen. Und immer wieder blitzen Wunschvisionen auf. Hans wird am Schluss zu Kerker verurteilt, denn: „Dumme Leute soll es auf der Welt nicht geben.“ Er aber flieht, denn er hat den Goldklumpen wieder – einen imaginären wie zu Beginn. Den gibt er ins Publikum weiter: Wer eine goldene Phantasie hat, der kann sich immer alles erfüllen. Oliver Törner

morgen + übermorgen, 20 Uhr, Rudolf-Steiner-Haus, Mittelweg 11