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: Gesichtsausdruck wie Magenkrebs

„Der Solist: In eigener Sache“ (Sa., 20.15, ZDF)

So ein pieseliges Mistwetter aber auch. Kein Wunder, dass der ohnehin norddeutsch-wortkarge Polizist Philip Lannart (Thomas Kretschmann) fast stumm durchs graue Hamburg und den Krimi „Der Solist“ schleicht, unrasiert, eine Zichte nach der anderen qualmend, mit einem Gesichtsausdruck wie Magenkrebs.

Lannart ermittelt nämlich mal wieder gegen den vermeintlichen Waffenhändler (Gottfried John), hat sogar etwas gegen ihn in der Hand. Doch da wird Lannarts Ex, die Polizistin Sabine Jäger, die bei einem gemeinsamen, verunglückten Einsatz das Augenlicht verlor, entführt. Und Lannart darf, das stecken ihm die Entführer, in Sachen Krohn nicht mehr weiterforschen, sonst sieht seine ehemalige Freundin nicht nur ihn, sondern auch er sie nie mehr wieder.

Wie Rolemodels so sind, schert sich der Fernsehcop kein Stück darum, sondern löst den Fall, bringt die Bösen um, rettet das Babe und versöhnt sich auch noch mit seinem neuen Vorgesetzten, mit dem eigentlich gar nicht gut Kirschen essen war. „Der Solist“ ist bestimmt kein neues Krimilevel. Dafür sagen immer noch zu viele Menschen Dinge wie „Herrgott, was ist los mit dir?“ oder „Wenn ich aus dieser Stadt gehen soll, dann gehe ich aufrecht aus dieser Stadt.“ Dafür sind die Bösen zu bös und die Guten zu gut. Doch die Charaktere sind nett ausklamüsert, die Story ist handfest und kriminaltauglich verwoben. Katja Flint darf eine richtig miese Entführerin spielen, und es blitzen kleine, der etwas aufgedrückten Lakonie des Ganzen entsprechende Scherze auf: Als Kollege Hennings den frustrierten Lannart abends fragt: „Willste noch mit reinkommen?“, und Lannart mit einem kleinen Schmunzeln in der Stimme antwortet: „Lass mal, die Kollegen tuscheln ja schon.“ Außerdem wird endlich mal Handypeilung als Ermittlungsverfahren angewandt. Darauf hatte man schon ewig gewartet und sich über die vielen Filme geärgert, in denen die Gauner rund um sich telefonieren und die Bullen nicht darauf kommen, die Mobiltelefone anzuzapfen, wie es sich in einer amtlichen Überwachungsgesellschaft gehört. JENNY ZYLKA