Banken mit leeren Kassen

Argentiniens Regierung schließt Geldhäuser wieder auf unbestimmte Zeit

BUENOS AIRES taz ■ Endzeitstimmung im Bankenviertel von Buenos Aires. Die Schlangen vor den Wechselstuben und Geldautomaten werden minütlich länger. Streng bewacht sind die Eingänge der Banken, aufgebrachte Sparer treten gegen die Metallpanzerungen, die Zentralbank ist mit schweren Eisengittern abgeriegelt. Gegenüber ein Graffitto: „Diebe, Korrupte, Kleptomanen.“ Gemeint sind die Banker.

In Argentinien sind wieder alle Banktransaktionen ausgesetzt. Gehälter werden nicht gutgeschrieben, Renten nicht ausgezahlt. Am Freitag hat die Regierung Bankferien auf unbestimmte Dauer ausgerufen. Die in der Mehrzahl ausländischen Banken drohen auszutrocknen, da die Sparer ihr Geld aus der Kontensperrung freiklagen. Täglich werden durchschnittlich 100 Millionen US-Dollar abgehoben. Am Freitag drohte der Scotiabank Quilmes als erster Bank der Bankrott.

Erleichterung schaffen soll der Plan Bonex 2002, der die eingefrorenen Sparguthaben in Staatsanleihen umwandeln soll. Schon einmal, 1989, hatte eine Regierung Bonds ausgegeben. Diese haben erst heute den Wert der damaligen Guthaben. Kein Wunder also, dass das Gesetz, das heute im Senat vorgestellt und am Mittwoch verabschiedet werden soll, nicht auf Begeisterung stößt. Aber erst nach seiner Veröffentlichung im Regierungsboulletin wollen die Banken wieder öffnen – frühestens Donnerstag.

Ein Ausweg mittels Hilfen des Internationalen Währungsfonds oder der Weltbank ist nicht in Sicht. Am Wochenende verhandelte wieder eine Delegation mit dem IWF in Washington. Der fordert, dass Argentinien den Schuldendienst wieder aufnimmt, den Haushalt konsolidiert sowie den US-Dollar im Wechsel zum Peso ohne Eingriffe der Zentralbank frei floaten lässt. Auch die Weltbank hat nun ein Hilfspaket auf Eis gelegt. Sie stoppte die Auszahlung eines Kredits in Höhe von 1 Milliarde Dollar. Der Betrag soll erst nach erfolgreichem Abschluss mit dem IWF überwiesen werden. Mit ihm sollten Nahrungsmittel- und Bildungsprogramme für die Ärmsten finanziert werden.

INGO MALCHER