Hauptsache, der Ball rollt

Wer wird in der kommenden Saison die Bundesliga übertragen? Natürlich wäre Sat.1 gerne weiterhin der große Fußballsender. Nur kosten darf es nicht zu viel

Die „Sportschau“ gab in den zurückliegenden Jahren ein trauriges Bild ab. Wo früher die packendsten Fußballszenen des Tages zu sehen waren, zeigte das Erste nun Tabellen, Standbilder und Reporter, die nach dem Spiel im leeren Stadion standen. Wer bewegte Bilder mit Fußballern sehen wollte, musste „ran“ auf Sat.1 einschalten. So war man es seit 1992 gewohnt.

Gestern nun titelte die Berliner Zeitung: „ran vor dem Aus“. Und erklärte, dass Sat.1 nicht länger bereit sei, die astronomischen Summen für die Übertragungsrechte an die KirchGruppe zu bezahlen. „Diesen Satz kann ich nur dementieren“, sagte Thomas Rossmann, Sprecher der ProSiebenSat.1 Media AG, gegenüber der taz. „Wir sind auch weiterhin an der Bundesliga interessiert.“ Wie viel Euro ihm der Fußball wert sei, ließ er offen.

Auch Sat.1-Sprecherin Kristina Faßler wollte keine Zahl nennen und erklärte: „Sicherlich ist die Bundesliga ein attraktives Imageprodukt. Aber dieses Image darf nie zu viel kosten, sondern muss wirtschaftlich sinnvoll sein.“ Aber war es das jemals? Die Preise für die Fußballrechte waren regelrecht explodiert: Seit August 2000 zahlte Sat.1 pro Saison 190 Millionen Mark. Die Bundesliga war für Sat.1 vor allem Prestigeobjekt: Ätsch, Öffentlich-Rechtliche!

Im vergangenen Sommer hatte KirchMedia den Sender genötigt, die Fußballshow von 18.30 Uhr auf 20.15 Uhr zu verlegen. Wer früher was von der Liga sehen wollte, sollte sich eben eine D-Box für Kirchs Premiere kaufen. Tat aber kaum jemand. Und von den ehemals um die fünf Millionen „ran“-Zuschauern zog sich mehr als die Hälfte zurück. Jetzt, zu früher Stunde, ist die alte Zahl wieder fast erreicht. Die „Sportschau“ dagegen dümpelt als Ladenhüter vor sich hin.

Mit Fußball wäre das anders. Vielleicht kriegt aber auch RTL den Zuschlag. Nächste Woche soll über die Rechte verhandelt werden. Sat.1-Sprecher Rossmann gibt sich unbeirrt optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass wir in einer Pole-Position sind. Schließlich haben wir mit der Liga immer gut zusammengearbeitet und eine sehr erfolgreiche Fußballberichterstattung gemacht.“ Das dachten die „Sportschau“-Macher früher auch. Dem Zuschauer indes wird es relativ egal sein, wer ihm künftig als Erster die Spiele serviert. Hauptsache, der Ball rollt so bald wie möglich durch sein Wohnzimmer. ALEXANDER KÜHN