Der erste Afrikaner im All

Mark Shuttleworth zahlt 20 Millionen Dollar für einen Flug zur Raumstation – und will ernst genommen werden

Beim letzten Mal gab es noch handfesten Krach zwischen Russland und den USA. Als Ende April 2001 der erste Weltraumtourist ins All flog, sträubte sich die US-Raumfahrtagentur Nasa bis zur letzten Minute dagegen, dass der US-amerikanische Geschäftsmann Dennis Tito überhaupt in einer russischen Sojus-Kapsel zur Internationalen Raumstation ISS fliegen darf. Vergeblich: Tito hatte der von Geldknappheit geplagten russischen Raumfahrtbehörde Rosawiakosmos für acht Tage im All immerhin 20 Millionen Dollar bezahlt. Immerhin verbot die Nasa dem US-Multimillionär beleidigt, den amerikanischen ISS-Teil zu betreten.

Ein ähnliches Hickhack braucht der zweite Weltraumtourist, der Südafrikaner Mark Shuttleworth, nicht zu befürchten. Nach langem Zögern willigte die Nasa inzwischen grundsätzlich ein, Touristen zur Raumstation mitfliegen zu lassen. Der 28-Jährige mit dem passenden Namen soll morgen starten. Freilich sieht sich Shuttleworth selbst nicht als der erste anerkannte Tourist, sondern als vollwertiges Mitglied einer Raumfahrtmission. Zwar hat er die 20 Millionen Dollar für seinen einwöchigen Ausflug aus eigener Tasche bezahlt, doch seit er letzten Herbst die Ausbildung im Kosmonautenzentrum bei Moskau begann, betont er immer wieder: „Für mich ist das kein touristischer Gag. Ich durchlaufe das volle Training, und in gewissem Sinne bin ich ein privat finanziertes Raumfahrtprogramm.“ Neben neun Monaten in Russland durfte er sogar eine Woche bei der Nasa in Houston hospitieren.

Der Südafrikaner fliegt als Kopilot in einer russischen Sojus-Kapsel, die als Rettungsboot für ISS-Bewohner dient und regelmäßig ausgetauscht werden muss, neben dem russischen Kommandanten Juri Gidsenko und dem italienischen Bordingenieur Roberto Vittori. Auf der ISS wird er unter anderem biomedizinische Experimente ausführen, die von südafrikanischen und russischen Wissenschaftlern konzipiert wurden, darunter solche mit Aidsviren und Stammzellen.

In Südafrika ist Shuttleworth einer der reichsten Menschen seines Landes und nicht erst seit seinen Reiseplänen im All ein Prominenter. Nach seinem Betriebswirtschaftsstudium in Kapstadt baute er eine Firma auf, die als erste weltweit sichere Verschlüsselungs- und Authentifizierungssoftware für Internettransaktionen lieferte. 1999 verkaufte er die Firma für mehr als eine halbe Milliarde Dollar zu Zeiten des Internetbooms an die Konkurrenz. Seitdem gründete er unter anderem eine Stiftung, die Bildungsprojekte in Afrika finanziert, und ist Informationstechnikberater des südafrikanischen Staatspräsidenten Thabo Mbeki.

Shuttleworth gibt zwar zu, dass er sich mit dem Flug ins All einen Jugendtraum erfüllt. Doch wenn die Medien ihn zu sehr als reichen Abenteurer darstellen, wird der Tourist, der keiner sein will, patriotisch: „Ich verwirkliche diesen Traum für Südafrika. Meine Reise ins All wird alle Südafrikaner, von den Ärmsten bis zu den Reichsten, für Raumfahrt und Technologie begeistern.“ Nach seinem Start vom Kosmodrom im kasachischen Baikonur wird er sogar der erste Afrikaner überhaupt im All sein.

KENO VERSECK

Infos zur Raumstation: http://spaceflight.nasa.gov/station/index.html