Das Grauen vor dem Mai

Vier Jahre nach der Senderfusion soll der SWR durch eine neue Programmstruktur mit Themen wie Gesundheit und Wellness jünger werden. Weil der Zweiländer-Sender auch sparen muss, fürchten freie Mitarbeiter um ihre Aufträge

In regelmäßigen Abständen denken Fernsehsender über ihr Programm nach. Was eigentlich eine gute Sache ist, endet oft damit, dass es nach Abschluss dieses Denkprozesses einige Arbeitsplätze weniger gibt. Die Zweiländeranstalt Südwestrundfunk (SWR), die Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg bespielt, befindet sich gerade in so einem Denkprozess. Die Entscheidung über die neue Programmstruktur soll Ende Mai fallen.

Vielen graut es vor diesem Termin. Während eine Sprecherin des Senders sagt, man wolle dem SWR ein moderneres Image verpassen und die Regionalschienen der einzelnen Länder vereinheitlichen, fürchten die freien und die festen freien Mitarbeiter um ihre Aufträge. Besonders die TV-Sendung „Treffpunkt“ bietet für sie Anlass zur Sorge. Die pittoreske Heimatsendung beschäftigt sich mal mit Menschen aus der jeweiligen Region („Treffpunkt Menschenskinder“), mal mit der Region selbst („Treffpunkt in Grün“). Auch Reportagen und Freizeittipps gehören ins „Treffpunkt“-Repertoire. Das Format ist Teil des Regionalprogramms und dementsprechend für Baden-Württemberg ein anderes als für Rheinland-Pfalz.

Wenn man Uwe Rosenbaum hört, Landessenderdirektor für Rheinland-Pfalz, gibt es überhaupt keinen Grund zur Sorge. Die Sendung solle keinesfalls komplett aus dem Programm gestrichen werden. „Es stehen nur einzelne Termine auf der Kippe“, sagte Rosenbaum der taz.

Allerdings: Es gebe klare Überlegungen, „sich von einzelnen Formaten zu trennen und neue zu entwickeln“. Eine Verringerung des Regionalanteils in den jeweiligen Landessendern ist dabei eigentlich ausgeschlossen, denn der wurde im Zuge der Fusion von Süddeutschem Rundfunk und Südwestfunk vor vier Jahren auf 30 Prozent festgeschrieben. Laut Rosenbaum soll es vor allem mehr Service geben – wie aus dem Sender zu erfahren ist, sind damit offenbar kostensparende Call-in-Show gemeint. Auch „Gesundheit, Wellness und Fitness“ kommen für Rosenbaums Geschmak noch zu wenig im Programm vor. Deshalb werde sich eine „beträchtliche Zahl der Freien anderen Aufgaben zuwenden müssen“, soviel gibt Rosenbaum schon zu.

Gerüchte nach denen es in Zukunft sehr viel weniger Aufträge für freie Mitarbeiter geben werde, weil bei den Produktionskosten gespart werden müsse, bezeichnete der Landessenderdirektor jedoch als „Quatsch“. Das Gesamtvolumen, das der Landessender RP für freie Mitarbeiter ausgebe, werde gleich bleiben. Zumindest vorerst. Sollte sich die „finanzielle Situation so weiter entwickeln, wie es derzeit aussieht“, mag auch Rosenbaum Einschnitte nicht ausschließen. Das Grauen vor dem Maitermin bleibt. HEIKO DILK