Tele fümpf, neue Strümpf

Zehn Jahre nach dem Aus kehrt der einstige „Bim-Bam-Bino“-Sender zurück – und ist kaum wiederzuerkennen

„Ich habe damals eine Menge Fehler machen dürfen.“ Jochen Kröhne blickt durchaus selbstkritisch auf seine Zeit als Programmchef des 1992 eingestellten Senders Tele 5 zurück. Aber für das Ende des einstigen Vollprogramms mit der Spielshow „Ruck Zuck“ und der Kinderstunde „Bim Bam Bino“ macht das Urgestein des Privatfernsehens nur den Kirch-Konzern verantwortlich. „Es sollte Platz geschaffen werden für das Wachstum von Pro 7“, erklärt er. Aus Tele 5 wurde das Sportfernsehen DSF.

Nun bekommt Kröhne eine neue Chance. Am Sonntag um 22.00 Uhr lebt Tele 5 wieder auf. Diesmal ist Kröhne sogar Senderchef. Gesellschafter ist wie beim ersten Start 1988 die Tele München vom zweitgrößten deutschen Filmrechtekönig Herbert Kloiber. Damals war noch Silvio Berlusconi genau wie Kloiber mit 45 Prozent beteiligt, den Rest hielt Wolfgang Fischer, der Gründer des Vorgängersenders musicbox. Später stiegen auch die CLT-RTL und Springer ein. Diesmal ist Kloiber allein.

An den alten Sender erinnert das Programm nicht. Es gibt weder Nachrichten noch Shows oder Kindersendungen. Dafür 24 Stunden lang Filme und Serien von Kloiber sowie ein Reisemagazin als „Lead für die anschließende Reise-Shopping-Sendung“, wie Kröhne sagt. Eine Tochterfirma von Tele München steuert nachmittags eine halbe Stunde „musicbox“ bei. „Die Plattenindustrie wünscht sich mehr Neuvorstellungen als bei Viva und MTV“, sagt Kröhne.

Besonders stolz ist er, dass er das Programm in nur zwei Monaten gefüllt hat. „Im Januar habe ich noch an einen digitalen Kanal gedacht.“ Doch Kloiber ließ das Konzept, das auf Action setzte, fallen. Nun setzt der Erzrivale von Leo Kirch nur auf analoge Unterhaltung. Von der neuen Ausrichtung kann wohl auch EM.TV profitieren, von dem Kröhne Cartoons kaufen will. Dem verglühten Münchner Börsenstar gehören 45 Prozent von Tele München, der Rest Kloiber.

Kloibers Tele München ist auch an RTL 2, das wie Tele 5 auf dem Bavaria-Gelände in Grünwald zu Hause ist, und dem führenden österreichischen Privatsender ATV beteiligt. Mit den Wienern will Kröhne eng zusammenarbeiten und deutsche Versionen von gemeinsamen Projekten rausbringen.

Doch Tele 5 hat ein Problem. Nur in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern wird es ins Kabel eingespeist. Die anderen Landesmedienanstalten gaben bisher kein grünes Licht. Wann wird es so weit sein? „Tja, weiß der Teufel“, entgegnet Kröhne. Trotzdem will er in drei Jahren einen Zuschaueranteil von 3 Prozent erreichen, wie 1992. Die Zielgruppe heißt „20 Jahre plus, männlich“. Immerhin erreicht der Sender über den Satelliten Astra 1 B potenziell 12 Millionen Haushalte.

Darum, dass sein Programm auch in Fernsehzeitschriften abgedruckt wird, muss Kröhne sich aber noch bemühen. Anders als beim Bauer-Verlag ist es in Springers Blättern nicht vertreten. Kröhne: „Ich glaube nicht, dass das eine ideologische Blockade ist.“ Auch die taz verzichtet auf Tele 5. Schließlich musste auch der ORB zehn Jahre alt werden, um aufgenommen zu werden. OLIVER HINZ