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Gefühle à la mode

Big hair, big heart

Ich kann den lieben Gott verstehen, dass er gerne ein paar kräftige Junge-Hunde-und-Katzen-Regenschauer runterprasseln lässt, wann immer ModenschaubesucherInnen unter freiem Himmel anstehen. Das schaut sich nämlich höchst belustigend an und führt zu ganz neuen, haartechnischen Herausforderungen.

Die nassen Modebegeisterten traf man bei der Diplompräsentation von Politris am Freitag im Ostgut auf den Toiletten, wo sie aus auftoupierten gegelte und aus wellengeföhnten glattgeleckte Frisuren zu zaubern versuchten. Und das alles ohne Spiegel! „Big hair“, wie der Amerikaner diese perückenartigen Denver-und-Dallas-Schöpfe nennt, hatte jedenfalls keiner mehr, noch hat das Achtziger-Revival eben nicht alle Register gezogen.

Die Modenschau jedenfalls drehte sich um Gefühle, was auf den ersten Blick berückend klingt: Die meisten Menschen ziehen bestimmte Klamotten in bestimmten Stimmungen an, und je mehr man über seine Anziehgewohnheiten nachdenkt, desto mehr Ausdruck könnte man in seiner Kleidung verstecken. Politris haben zum Beispiel „die Lüge“, was zwar kein Gefühl ist, sondern eher ein Verhalten, in eine Art gelben Fransenregenmantel eingenäht, und darauf der Lüge lächelnde Fratze (und ihren nackten Körper) gedruckt. Allerdings formal bedeckt von diesen schwingenden Gummifransen. Der Wahrheit klares Gesicht dagegen, in Weiß und schimmerndem Blau, durfte unverstellt über den verrauchten Laufsteg wandeln. Liebe und Hass als Pole-Position-Gefühle kamen leider ziemlich konventionell in süßem Rotweiß und hexenartigem Schwarz daher. Dabei kann doch auch die Rache süß und die Liebe bitter sein. Aber das ist vielleicht eher etwas für Cocktailrezepte. JENNI ZYLKA

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