: Das kosmische Insekt
Inox Kapell liebt Käfer und Co., weil sie so sozial und wandlungsfähig sind. Zum Tanz in den Mai präsentiert er eine bizarre Insekten-Show
Als Kind nannte man ihn „Ameisenbär“. Wenn die anderen Jungens im ostfriesischen Leer Fußball spielten, ging Stefan Heiko Olaf Heinze allein in den Wald und sammelte Käfer. „Ich habe mich schon immer für das Abseitige interessiert“, sagt der 36-Jährige. Früher habe er viel auf der Wiese gelegen, Flugwesen beobachtet und auch Lichterscheinungen gehabt. Heute besucht er schwärmende Hirschkäferpopulationen in einem Schweizer Dorf, kauft alte Dias auf dem Trödelmarkt, vergräbt sie in der Erde und lässt sie schimmeln, um daraus später Kunst zu machen. Er trägt einen merkwürdigen Halsbart – „das waren mal Koteletten, die sind mir heruntergerutscht“ – und kleidet sich nur in Ware aus zweiter Hand.
Wunderkind Stefan heißt jetzt Inox Kapell, und er hat die Identität eines – nun ja – außerirdischen Insekts angenommen. Als solches tritt der in Wiesbaden lebende Künstler und Etomologe nun in Berlin auf. Kapell, der auch gern in kosmischer Mission als „Botschafter zwischen Göttern, Außerirdischen und Menschen“ unterwegs ist, zeigt eigene Insektenzeichnungen und Installationen, spielt gemeinsam mit Dr. Treznok und den Elektrischen Walfischen auf selbst gebauten oder importierten Instrumenten, wie der japanischen Suzukiharfe, und legt dann auch noch mit den „Brummen und Frickel Djs“ Platten auf. Daheim, in der „Beamtenstadt Wiesbaden“, lebt Kapell in seinem Zuhause Museum, in dem er sich und seine Insekten ausstellt. Hier spielt er seinen „technoiden Insektensound“, und läutet das große Krabbeln ein – zum Tanz in den Mai.
JSI
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