Volvo senkt Smog

Konzern bietet Umrüstung für Pkw: Strahlenwerte beim Elektrosmog wie unter Hochspannungskabel

STOCKHOLM taz ■ Die starken Magnetfelder in verschiedenen Volvo-Modellen sind offenbar doch nicht so ungefährlich, wie das Unternehmen bisher verkündet hat. Spätestens bis Juni sollen Volvo-Werkstätten einen Umbausatz zu „stark subventioniertem Preis“, der in Deutschland bei ca. 200 Euro liegen dürfte, zur Nachrüstung anbieten, um die Magnetfelder in den Fahrzeugkabinen zu verringern. Das hat Volvo-Pressechef Lennart Ström bekannt gegeben. Neue Modelle sollten so bald als möglich nur noch mit speziellen Erdungskabeln ausgeliefert werden.

Bis vor kurzem wollte die Firmenleitung in Göteborg nicht auf den Alarm von ForscherInnen reagieren, die in Volvo-PKW der Modellgruppen S und V Magnetfelder ähnlich denen unter Hochspannungsleitungen gemessen hatten. Obwohl diese Felder teilweise 80fach über denen vergleichbarer Fahrzeuge lagen, bestehe, so Lennart Ström damals, „kein Handlungsbedarf“.

Der stellte sich dann aber schnell ein: Durch negative Berichte in den Medien, die das Sicherheitsimage von Volvo deutlich in Frage stellten, und durch einen Ansturm von Anfragen verunsicherter Volvo-BesitzerInnen, die sich vor allem um die Gesundheit ihrer Kleinkinder sorgten. Dabei ist wissenschaftlich nach wie vor unsicher, ob und inwieweit tatsächlich Gesundheitsgefährdungen wie etwa ein erhöhtes Krebsrisiko bestehen können. Volvo hatte zur besseren Gewichtsverteilung die Autobatterien hinter dem Fahrgastraum platziert und mit einem nicht abgeschirmten Kabel mit dem Frontmotor verbunden. Während bei einer Batterie im Motorraum nur Magnetfelder zwischen 0,2 und 2 Mikrotesla auftreten, waren es in Volvos plötzlich bis zu 18 Mikrotesla. In Wohnungen erzeugen Stromleitungen und Haushaltsgeräte gewöhnlich nicht mehr als 0,1 Mikrotesla, an Bildschirmarbeitsplätzen können doppelt so hohe Werte auftreten. Die Volvo-Werte lagen damit vergleichsweise hoch: Unter Hochspannungsleitungen, die schon länger verdächtigt werden, ein erhöhtes Krebsrisiko zu erzeugen, werden rund 20 Mikrotesla gemessen.

In der EU liegt ein Vorschlag vor, einen Grenzwert für niedrigfrequente Magnetfelder bei 200 Mikrotesla zu setzen. Viel zu hoch, meinen ForscherInnen wie Kjell Hansson Mild vom schwedischen Institut für Arbeitsplatzforschung in Umeå. Er verweist auf eine kalifornische Studie, in welcher auch nur zeitweilige Exponierung in einem Magnetfeld von 1,6 Mikrotesla kräftige Steigerungen von Fehlgeburten und Missbildungen auslösten. Während andere Wissenschaftler überhaupt keine Zusammenhänge sehen, wollen Studien schon bei über 0,4 Mikrotesla ein erhöhtes Leukämierisiko bei Kindern festgestellt haben. Das „Vorsorgeprinzip“ müsse herrschen, betont Yngve Hamnerius, Professor für Elektromagnetismus in Göteborg. Er warnt vor einem bösen Erwachen: „Das Problem von Magnetfeldern in Autos wird seit Jahren diskutiert. Aber es geschieht nichts.“

REINHARD WOLFF