Christian „Glücksfall“ Morgenstern

■ Otterstedt feiert den 131. Geburtstags des Dichters mit einem Festival

„Christian Morgenstern ist in unserer deutschen, nicht gerade von Humor beseelten Literatur eine Art Ehrenrettung, einer der seltenen Glücksfälle im Geistesleben einer Nation.“

Der 131. Geburtstag dieses von Walter Kempowski so beschriebenen „Glücksfalles“ wird am kommenden Sonntag und Montag in Otterstedt mit einem bunten Programm aus Lesungen, Musik, Theater und Tanz gefeiert. Den Anfang des „Morgenstern-Festivals“ machen am 5. Mai um 17.00 Uhr in der Waldorfschule Ottersberg unter anderem der Kleine Chor Fischerhude mit Morgenstern-Vertonungen. Danach gibt das Theater „XY“ kurze Stücke des Dichters zum Besten und Ilse Stadler „tanzt“ nach Rudolf Steiners Eurhytmie Morgenstern-Gedichte.

Morgenstern war ein großer Verehrer Steiners, dessen Anthroposophie er zu Beginn des Jahrhunderts kennenlernte. 1909 hörte er erstmals Vorträge von ihm in Berlin und trat im Mai desselben Jahres der Anthroposophischen Gesellschaft bei.

Außerdem im umfangreichen Programm des Nachmittags: ein Auftritt der Kabarettistin „Palma Kunkel“, so benannt nach der Morgenstern-Figur. Am 6. Mai folgt um 19.00 Uhr im KuKuC die Lesung aus „In Phanta's Schloß“, Morgensterns erstem Buch. Reinhard Röhrs wird dabei an diversen Harfen von Michael Schumann begleitet. Abgerundet wird das Festival durch zwei begleitende Ausstellungen über den Dichter – sowie einer weiteren Ausstellung fantasievoller Uhren von „Rex Korf“. Unter anderem darf hier die real existierende Version der von Morgenstern gedichteten „korfschen“ Uhr, die sich mit zwei Zeigern in beide Richtungen dreht, bewundert werden.

Morgenstern selbst hätte sicher Gefallen an diesem vielfältigen Programm gefunden. Schon in den 1890er Jahren beschäftigte sich der Dichter mit der, letztlich nie vollendeten, Konzeption eines Weltkobolds, eines göttlich-allmächtigen Gauklers und Schelms, zu dessen narrenhaftem Zeitvertreib die Welt dient. Insofern passt es, ihn jetzt mit solch einer bunten Mixtur zu ehren.

Für Kurt Tucholsky verbarg sich die eigentliche Größe des Poeten jedoch hinter dem „narrenhaften Zeitvertreib“: „Morgenstern ist der Busch unsrer Tage. (...) Man lacht sich krumm, bewundert hinterher, ernster geworden, eine tiefe Lyrik, die nur im letzten Augenblick ins Spaßhafte abgedreht ist – und merkt zum Schluss, dass man einen philosophischen Satz gelesen hat.“

Daniel Schalz

Kartenvorbestellungen und Informationen unter gibt es unter 04205/779650 sowie im Internet unter www.reinhard-roehrs.de