Blade Runner

(1982)

Ridley Scotts „Blade Runner“ ist ein Klassiker, in meinem Kanon einer der besten zehn Filme aller Zeiten. Ich liebe ihn wegen seiner großartigen Bilder (am Anfang die Zukunftslandschaft, leinwandgroß gespiegelt im Auge eines Mannes am Fenster), wegen der wunderbar sentimentalen Hauptmelodie (von Vangelis), wegen des Show-downs zwischen Harrison Ford und Rutger Hauer („I’ve … seen things you people wouldn’t believe. Attack ships on fire off the shoulder of Orion …“). Und jedesmal verknalle ich mich aufs Neue in Sean Young, eine Schauspielerin, die mir in ihren vielen anderen Filmen gar nicht auffällt.

Ohne seine Gewaltszenen wäre der Film noch nicht mal ein Torso – sein ganzer Emotionshaushalt bräche mit einem großen Blupp in sich zusammen. So verfolgt Harrison Ford als Cop Deckard in einer furiosen Jagd einmal eine Frau, eine (zum Abschuss freigegebene) künstlich generierte „Replikantin“. Die Szene beginnt harmlos in einer Frauengarderobe und endet in einer ziemlichen Ballerei, wobei am Schluss die Replikantin in Zeitlupe durch splitterndes Glas fällt. Gäbe es diese Szene nicht, man wüsste gar nicht um die Gefährdung, unter der sich die Liebesgeschichte zwischen Harrison Ford und Sean Young entwickelt. Auch sie ist eine Replikantin, eigentlich müsste er sie also genauso jagen, nur, ach, kommen die Gefühle dazwischen. Zwischen Zärtlichkeit und Gewalt kippt dieser Film sehr oft. Und in vielen Szenen weiß man zwischen diesen beiden Seinszuständen gar nicht recht zu unterscheiden. DIRK KNIPPHALS