Dawn of the Dead

(1978)

Nicht die Schule ist der exemplarische Ort von Gewalt, sondern die Konsumtempel des Kapitalismus. So ähnlich lässt sich wohl George Romeros Splatter-Klassiker „Dawn of the Dead“ (USA 1978) deuten.

Eine Shopping Mall in einer amerikanischen Suburbia wird zum Alamo des letzten großen Zivilisationsclashs. Drinnen: ein versprengter Haufen wahrhafter Instanzen gesellschaftlicher Ordnung (Journalistin, Polizist, Kriegsveteran). Draußen: die unterprevilegierten Massen, von einem wohlwollenden Kritiker schon in den Siebzigern als Allegorie auf die „Dritte Welt“ entschlüsselt. Zombies.

Mit „Dawn of the Dead“, dem zweiten Teil der Trilogie, hatte Romero ein Höchstmaß an Apokalyptik in den Slasher-Film eingeführt. Seine blutrünstige Satire auf die Konsumgesellschaft war gezeichnet von einer pessimistischen Härte, die einem heute irgendwie schon wieder angemessen erscheint. Die These, dass gerade das, was uns im Kino am Naheliegendsten scheint, die größten Ablehnung hervorruft, ist mit „Dawn of the Dead“ hinlänglich bewiesen.

Seit Jahren wird der Film in der Gewaltdebatte bevorzugt ins Feld geführt, in Deutschland ist er gerade wieder mal verboten. Dabei hat er die Verhältnisse längst umgedreht: Während in der Konsumfestung das machistische Söldnerherz schon wieder die Oberhand gewonnen hat, klopft draußen das Heer der Modernisierungsverlierer, diese „unerhört demokratische Gemeinschaft der Gleichen“ (Hans D. Baumann), in diversesten kapitalistischen Schwundformen lediglich an das Tor zum Glück. DAS ist Terror.

ANDREAS BUSCHE