Turbulenzen überstanden

Terroranschläge in den USA haben die Luftfahrtindustrie 17 Milliarden Euro gekostet. Jetzt erwartet die Branche eine Erholung bis 2004. Luftfahrtausstellung in Berlin eröffnet

BERLIN ap/rtr/taz ■ Trotz der schwierigen Situation nach den Terroranschlägen vom 11. September gibt sich die internationale Luftfahrtindustrie optimistisch für die Zukunft. Wirtschaftsminister Werner Müller bezifferte gestern zur Eröffnung der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin-Schönefeld den Verlust nach den Anschlägen weltweit auf rund 17 Milliarden Euro. Auch der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), Rainer Hertrich, erklärte, es gebe „vielfältige Ermutigungszeichen“ für die europäische Luftfahrtindustrie. So hätten die Luftverkehrszahlen Ende März fast wieder den Stand der Zeit vor den Anschlägen in den USA vom 11. September 2002 erreicht. Dennoch rechne er 2002 für die deutsche Branche mit einem „leichten Rückgang“ bei Umsatz und Personal. 2003 sollte die Entwicklung dann stabil bleiben, ehe 2004 wieder Anschluss an die frühere Wachstumsentwicklung gefunden werde.

„Unser Optimismus für die mittlere und fernere Zukunft der Luft- und Raumfahrtindustrie ist aber vor allem durch eine Reihe von ganz konkreten Zukunftsprojekten gerechtfertigt“, führte Hertrich weiter an. Konkret sei kürzlich der Startschuss für das Airbus-Großraumflugzeug A 380 gefallen. Zudem stehe das Großprojekt des Militär-Transportflugzeuges A400 M an, das in Europa rund 40.000 Arbeitsplätze in der Branche sichern werde. Darüber hinaus sei gerade erst das Programm des europäischen Satellitensystems „Galileo“ gestartet worden. Diese Programme sollten auch weit über 100.000 Arbeitsplätze sichern und zum Teil neue Stellen schaffen, erklärte der BDLI-Präsident. Auf der ILA wollen die Unternehmen über weitere Kooperationen auch mit Unternehmen aus Russland und den USA reden. Darüber hinaus würden rund 60 Konferenzen über wichtige Themen diskutieren, wie über den Problemkreis Sicherheit nach dem 11. September oder über die bessere Vernetzung verschiedener Verkehrsträger.

Als Zeichen der Zuversicht der Branche wertete Hertrich auch, dass die Zahl der Aussteller auf der ILA 2002 mit 1067 um über 100 über der Zahl vor Jahren liegt. Die ILA 2002, zu der bis zum kommenden Sonntag mehr als 200.000 Besucher erwartet werden, sei ein Höhepunkt in der bisherigen 93-jährigen ILA-Geschichte. Allerdings verwies der Verbandspräsident, der zudem Co-Chef des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS ist, auch auf Risiken. Der Nahostkonflikt sei ein Unsicherheitsfaktor für die Weltwirtschaft.

Höhepunkte der ILA sollen Neuheiten bei Militär- und Zivilflugzeugen sein. Bei der Raumfahrt steht die Weltpremiere des unbemannten Raumgleiters „Phoenix“ und der Programmstart des europäischen Satellitensystems „Galileo“ an.