Es droht Ecstasy

Die Drogenbeauftragte berichtet von weniger Drogentoten, aber mehr jugendlichen Rauschtrinkern

BERLIN taz ■ Zuerst die gute Nachricht: Die Zahl der Drogentoten ist 2001 im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent auf 1.835 Opfer gesunken. Das geht aus dem aktuellen Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung hervor, den die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk (SPD), gestern in Berlin vorstellte. Das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung sei leicht gestiegen und der Drogenkonsum etwas gesunken. Doch es gibt auch eine schlechte Nachricht.

Caspers-Merk sieht einen alarmierenden Trend bei Jugendlichen zu exzessivem „Rauschtrinken“ und einem riskanten Mix von Drogen. Sie äußerte sich vor allem besorgt über die Partydroge Ecstasy – und warnt vor einer Ecstasy-Flut in Deutschland. Jeder 20. Jugendliche unter 24 Jahren habe die Pillen schon ausprobiert. Mit einem neuen Internetangebot www.drugcom.de, das zur Love Parade 2001 ans Netz ging, will die Bundesregierung diese Jugendlichen erreichen. Das Portal richtet sich an Jugendliche, die bereits Drogen genommen haben, und wird nach Angaben von Caspers-Merk täglich bis zu 500-mal angeklickt.

Im letzten Jahr versprach Caspers-Merk eine „Neuausrichtung der Suchtpolitik“ und eine „moderne Präventionsstrategie“ der Bundesregierung. Die scheint inzwischen erste Erfolge zu zeitigen. In zehn Städten wurden 20 so genannte Druckräume geschaffen, wo Drogen unter hygienischen Bedingungen konsumiert werden. Caspers-Merk sieht darin einen Grund für die gesunkene Zahl der Toten.

Erschreckende Zahlen liefert der Bericht vor allem bei den legalen Drogen: 1,6 Millionen Deutsche zwischen 18 und 69 Jahren gelten als alkohol-, schätzungsweise 1,4 Millionen als medikamentenabhängig, 17 Millionen sind Raucher. Caspers-Merk verwies in diesem Zusammenhang auf die Entscheidung der rot-grünen Koalition, die Promillegrenze beim Autofahren zu senken und die Tabaksteuer zu erhöhen. Außerdem sei noch vor der Wahl ein Abgabeverbot für Tabakwaren an Kinder unter 16 Jahren geplant. Bereits seit 1. Januar 2002 ist das so genannte Apfelsaftgesetz in Kraft. Nun muss jeder Gastwirt ein alkoholfreies Getränk anbieten, das billiger ist als das günstigste alkoholhaltige. ANGELIKA HENSOLT