Inneres wiegelt ab

■ Ob Bremer Polizisten auf dem Balkan Strahlenschäden erlitten, wird geprüft

„Bremer Beamte nach Balkan-Einsatz verstrahlt.“ So hat gestern die Bild-Zeitung getitelt. Der Sprecher der Bremer Innenbehörde, Matthias Cramer, sagt dazu: „Es hat offenbar Untersuchungen gegeben, die nun von einem Institut in Neuherberg überprüft werden.“ Es gebe Zweifel an den Ergebnissen, die er aber nicht genau kenne. „Aber die Tendenz geht Richtung Entwarnung.“ Dass es sich – wie in Bild berichtet – um „erhöhte“ Strahlenwerte im Blut handele, werde bezweifelt.

Nach dem Bild-Bericht hat ein Institut erhöhte Strahlenwerte im Blut zweier Polizeibeamter festgestellt. Bei den Betroffenen soll es sich um einem Wasserschutzpoli-zisten sowie um einem Beamten handeln, der den bremischen EU-Beauftragten in Mostar, Hans Koschnick, schützen sollte. Wie die Beamten mit strahlendem Material in Berührung gekommen sein könnten, ist eine von vielen offenen Fragen. Unbestätigt blieb auch das Gerücht, dass die Untersuchungsergebnisse über erhöhte Strahlenbelastung publik wurden, nachdem sich einer der zwei Polizisten erneut für einen Auslandseinsatz beworben hatte.

Über das Schicksal von zwei möglicherweise ebenfalls betroffenen Bundesgrenzschutz-Beamten aus Bremen gibt es derzeit noch weniger Auskunft. Der zuständige Sprecher des Bundesinnenministeriums, Dirk Inger, sagt: „Es gibt keine Hinweise auf Erkrankungen, die uns bekannt sind.“

Die Frage, ob die nun öffentlich gewordenen, möglicherweise erhöhten Strahlenwerte im Blut schon als „Erkrankung“ betrachtet werden müssten, findet er „spitzfindig“. Unbekannt sei auch, um welche Beamte es sich handeln solle. „Auf den Dienststellen hat sich niemand gemeldet.“

Die Sicherheitsanweisungen für deutsche BGS- und Polizeibeamte im Auslandseinsatz bezeichnet der Ministeriumssprecher als „sehr umfassend“. Über Risiken, die beispielsweise durch urangehärtete Munition auftreten können, wie sie im Kosovo verschossen wurde, seien die Entsendeten ausführlich aufgeklärt worden. Auch wurden die Beamten mit ABC-Schutzanzügen und mit Feinstaubfiltern ausgerüs-tet und nach der Rückkehr routinemäßig untersucht – auf eigenen Wunsch auch auf Kontakt mit gefährlichen Stoffen.

Nach Auskunft des Ministeriumssprechers sind seit Beginn der Balkaneinsätze bis letzten Sommer rund 2.000 Personen von Polizei und Bundesgrenzschutz entsendet worden. Nach Angaben der Bremer Gewerkschaft der Polizei (GdP) sind davon rund 600 Personen Polizeibeamte.

Der stellvertretende Bremer GdP-Vorsitzende Heinfried Keithahn ist dennoch beunruhigt. „Wenn wir von sechs Bremer Polizisten, die bisher am Auslandseinsatz teilgenommen haben, zwei solche bedenklichen Nachrichten bekommen haben, wirft das Fragen auf.“ Die GdP fordert eine lückenlose Aufklärung, ohne voreilige Schlüsse ziehen zu wollen. ede