ANGELA MERKEL WILL DAS EHEGATTENSPLITTING BEIBEHALTEN
: My kitchen is my castle

Nicht lachen. Edmund Stoibers im Fernsehinterview dahingestolpertes „Sowohl als auch“ auf die Frage, ob sein Frauenbild modern oder altmodisch sei, das klang zwar lustig, war aber ganz ernst gemeint. Falls es noch eines Beleges bedurfte: Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel stellte pünktlich zum Vatertag klar, dass es mit ihr eine Abschaffung des Ehegattensplittings nicht geben werde.

Die Regierung plant, den Steuervorteil für Ehepaare zu kappen. Sie will lieber Kinder direkt subventionieren – und nicht die Hausfrauenehe (auch die ohne Kinder). Das kann und will die Union nicht hinnehmen. Denn sie fährt in den Umfragen ganz gut mit der Devise, an der alten westdeutschen Nachkriegsgesellschaft nicht allzu viel ändern zu wollen. Das gilt für die Zuwanderung, die für die CDU zwar irgendwie notwendig ist, aber rhetorisch auf jeden Fall „begrenzt“ werden muss. Und das gilt ebenso für das westdeutsche Familienbild mit klassischer Hausfrau-und-Mutter.

Nun tut Angela Merkel so, als sei der Splittingvorteil der gerechte Lohn für die Hausarbeit der Frau, den die SPD nun heimtückisch abschaffe. Das stimmt nicht. Lohn für Hausarbeit ist etwas anderes als eine Steuererleichterung für den gut verdienenden Ehemann, dessen Frau vielleicht weder Kinder erzieht noch Hausarbeiten verrichtet. Zudem will die SPD übermäßige Splittinggewinne abschneiden und nicht die Normalfamilie ins Unglück stürzen. Aber trotzdem macht sie klar: Diese Partei will, dass Frauen Geld verdienen gehen.

Allein mit dieser Drohung kann Merkel bei CDU-StammwählerInnen punkten. Die Familien, in denen Ehefrauen viel im Haus arbeiten und wenig außerhalb, sind zumindest im Westen in der Mehrheit. Deren Angst, demnächst dafür mit mehr Steuern bestraft zu werden – ob es stimmt oder nicht –, ist durchaus real. Die Union setzt auf die Klientel der Hausfrauen, die nicht immer von Feministinnen als Heimchen am Herd diffamiert werden wollen. Die Frauen sind bei der nächsten Bundestagswahl in der Mehrheit – aber das heißt noch lange nicht, dass sie den unbequemen Fortschritt wählen. HEIDE OESTREICH